Beck-Neckermann, Johannes

Mit Kindern Musik ­entdecken

Musikalisches Experimentieren und Gestalten in der frühpäda­gogischen Bildungsarbeit

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Klett/Kallmeyer, Seelze-Velber 2008
erschienen in: üben & musizieren 4/2009 , Seite 51

In diesen auf 70 Seiten ausgebreiteten Handreichungen wird einem persönlichkeitsbildenden Begriff elementaren musikpädagogischen Handelns entsprochen, der Kinder in ihrem schöpferischen Eigensinn ernst nimmt: „Kinder handeln von Geburt an musikalisch. Hochsensibel lauschen bereits Säuglinge und Kleinkinder den akustischen Reizen ihrer Lebenswelt.“ Aus dieser Erkenntnis leitet der Autor, Musik- und Bewegungspädagoge sowie Musiktherapeut aus dem Umkreis des Bundesverbands für Musiktherapie, sein Verständnis von Kindern als „Klangforscher“ und „Musikgestalter“ ab.
Aus diesem Ansatz heraus entwickelt er zahlreiche Ideen zur erforschenden Arbeit mit Klängen, hervorgebracht durch Alltagsgegenstände, erlauscht in Naturlauten und auch hervorgerufen auf – vor allem elementaren – Musikinstrumenten.
Die durch verschiedene Naturgeräusche hervorgerufenen Emotionen sind hierbei ebenso bedeutsamer Erlebnisinhalt wie das Entdecken der eigenen Stimme mit all ihren Möglichkeiten klanglicher Differenzierung von der Sprache bis zum Gesang. Der Autor prägt für eine derartige explorative Unterrichtsgestaltung verschiedene didaktische Begrifflichkeiten wie „mit der eigenen Musikalität auf Tuchfühlung gehen“, „die individuelle Musikalität der Kinder erkennen“ oder „musikalische Anregungen für Wahrnehmungs- und Bewegungs-Künstler“…
Zu diesen Grundintentionen werden dann viele konkrete Spielvorschläge formuliert, die ganze Unterrichtssequenzen strukturieren, aber auch als abwechslungsreiche Ausgleichsübungen zu anderen Lernformen und -inhalten eingesetzt werden können.
Und in der Tat könnten diese sensiblen, auf Achtsamkeit zielenden Klang- und Bewegungsimpulse nicht nur eine Bereicherung der Arbeit in Kindergarten und Kindertagesstätte darstellen, sondern wirklich Musikmachen in diese Institutionen hineintragen, die landläufig immer noch eher durch Abstinenz bei schöpferisch-musikalischem Tun gekennzeichnet sind.
Dies ist auch erklärte Absicht des Autors, die gleich zu Beginn ausführlich erläutert wird. Es geht ihm vor allem um Erzieherinnen in Kindergarten und Kita. Diesem Personenkreis soll die Schwellenangst genommen werden, indem sie von der oft zu hörenden Frage: „Bin ich gut genug für die Musik?“ zu der Frage: „Welche Musik kommt aus dir?“ gelenkt werden.
So wäre zu wünschen, dass dieses sympathische Buch vielfältigen Eingang in die frühpädagogische Bildungslandschaft findet und der Musikerziehung auf dem hier dargelegten Grundverständnis einen gesicherten Platz in diesen Bildungsbereichen ermöglicht. Nebenbei sei bemerkt, dass auch Lehrkräfte von Eltern-Kind-Gruppen und Kursen musikalischer Früherziehung an Musikschulen und anderen Einrichtungen von den Überlegungen und praktischen Anregungen des Autors profitieren könnten.
Thomas Holland-Moritz