Greif, Jean-Jacques

Mozart

Jugendbuch

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Bertelsmann
erschienen in: üben & musizieren 5/2003 , Seite 70

Geschichten lassen sich auf vielfach unterschiedliche Weise erzählen, und der Adressat spielt bei der Wahl der sprachlichen Mittel eine durchaus bedeutsame Rolle. Jean-Jacques Greifs Mozart-Biografie für Jugendliche, in Frankreich 2001 zum ersten Mal erschienen, wurde schnell zu einer Art „Kultbuch“, weil sie offenbar den richtigen Ton getroffen hatte, mit dem sich Jugendliche angesprochen fühlen. Dass dies eine schwere Kunst ist, müsste jedem vertraut sein, der je versucht hat, eigenen oder fremden Kindern ein Thema nahe zu bringen, das nicht von vorneherein den Bonus genießt, gerade „hip“ oder „geil“ zu sein.
Greifs Mozart-Biografie für Jugendliche beginnt wie ein Trivialroman – mit einer Szene streitender Kinder. Sie streiten sich um ein neues „Tschämbolo“, das der Vater bestellt hat und das gerade geliefert wurde. „Such dir für deinen Arsch einen anderen Platz!“, schimpft Nannerl und wird von der Mutter zurechtgewiesen. Doch die Biografie wird bald ernsthafter, erklärt in Fußnoten manchen schwierigen Begriff oder den politischen Umstand, dass Salzburg im Jahr 1759 keine österreichische Stadt war und sich der später berühmte und oft gescholtene musikalische Sohn des Bischofssitzes gern als bayerischer Komponist sah.
Greif nimmt die jungen LeserInnen bei der Hand und führt sie durch ein abenteuerliches Leben, das weit zurückliegt. Sein zuverlässiger Leitfaden ist dabei – wenn auch mit manchen Lücken – der Briefwechsel der Familie Mozart, aus dem er ausführlich zitiert. In der Übersetzung erscheinen die Original-Briefzitate wegen der leichteren Verständlichkeit sprachlich leicht geglättet. Die Übersetzung von Bernadette Ott überträgt den lockeren Jugendlichen-Ton des Autors ansonsten kongenial und mit viel Einfühlungsvermögen ins Deutsche.
Jean-Jacques Greif tappt in seiner romanhaft angereicherten Erzählung allerdings nicht in jene gerade bei Mozart so zahlreichen und bunt ausgeschmückten Anekdoten-Fallen, die ältere Biografen gelegentlich noch bis in die 90er Jahre lebhaft und ungeprüft weiter kolportierten. Mozarts tatsächlich verbürgte Sonderlichkeiten sind ja auch schon zahlreich genug und der französische Autor schmückt diese sprachlich entsprechend farbig aus. Als erstes biografisches Unterrichtsbegleitbuch für jugendliche MusikschülerInnen, die sich interessiert zeigen an den Lebensumständen des Salzburger Genies, ist Greifs Buch uneingeschränkt zu empfehlen.
Matthias Roth