Bamert, Felix (Hg.)

Musikmanagement

Der Leitfaden für die Praxis

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Haupt, Bern 2011
erschienen in: üben & musizieren 3/2012 , Seite 54

Bücher über Kulturmanagement sind keine Seltenheit mehr auf dem Markt. Was vor nicht allzu langer Zeit noch eine Besonderheit war, ist heute – man sehe sich nur die Studienangebote der Hochschulen und das Bücherangebot an – eine Selbstverständlichkeit: Kultur braucht neben anderen Komponenten ein Management von umfassend ausgebildeten Fachkräften, um zu gedeihen. Dies behindert die Kunst nicht in ihrer Freiheit, sondern ermöglicht sie manchmal erst.
Einem Zweig des Kulturmana­gements widmet sich die Neu­erscheinung Musikmanagement, ein umfassend konzipiertes Werk, das aus dem Studiengang MAS Musikmanagement der Hochschule der Künste Bern und auch mit deren finanzieller Unterstützung entstanden ist. Das Buch ist in drei unterschiedlich umfangreiche Teile gegliedert: Selbstmanagement (Personale Kompetenz im künstlerischen Kontext), Leadership (Führung in Musikschulen und Musikinstitutionen) sowie Konzept- und Projektdesign (Konzeption, Realisierung und Kommunikation von musikalischen und interdisziplinären Projekten).
Was auf dem Papier wie eine sehr trocken scheinende Materie aussieht, wendet sich an Menschen, die Musik lieben, ihr Leben einhauchen und sie vermitteln möchten. Die AutorInnen der Kapitel sind vielfach erprobte Fachkräfte aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Hotelmanagement und Medizin, Volkswirtschaft und Journalismus. Man kann also sicher sein, dass der Blick auf das Fachgebiet Musik nicht ausschließlich von mit der Materie allzu Vertrauten erfolgt, was häufig den vorurteilsfreien (Weit-)Blick behindert.
Ein verhältnismäßig umfangreiches Kapitel befasst sich mit dem auch für Kunstschaffende leider unerlässlichen Bereich „Recht“. Der Autor Poto Wegener ist ausgebildeter Musiker und promovierter Jurist und als solcher mit dem Urheberrecht vertraut; diesem folgen allgemeines Vertragsrecht und Verträge im Musikbusiness. Doch verstellen diese der Musik fremden Kapitel nie den Blick auf das Wesentliche: Es geht immer darum, Musik zu ermöglichen. Ein auch als Nachschlagewerk zu nutzender Leitfaden, dessen Wert für die Praxis noch dadurch gesteigert wird, dass man durch den Erwerb des Buchs Zugriff auf eine Website mit diversen Tools, Adress- und Linklisten, Checklisten und Masken erhält.
An eine besondere Gruppe wendet sich Das erfolgreiche Konzert: an die zahllosen Musikvereine. Das Buch ist nicht zu umfangreich, man kann die 88 Seiten schnell lesen. Die übersichtliche Gliederung hilft bei der Orientierung. Im Gegensatz zur Aufsatzsammlung in Musikmanagement zeichnet für Das erfolgreiche Konzert Alois Schöpf als ­alleiniger Autor verantwortlich, der sich in der (österreichischen) Blasmusikszene bestens auskennt, blickt er doch auf eine zwanzigjährige Praxis als Dirigent von Blasorchestern und Musikkapellen zurück.
Der Verlag mag es als „pointierten Stil“ (Buchrückseite) des Autors empfinden, dem Leser oder der Leserin wird jedoch eher ein Gefühl von Frustration vermittelt. Natürlich bleiben überspitzte Formulierungen eher im Gedächtnis haften, aber der Lese- und Lernfreude tut diese Schreibe nicht nur gut. Nach einiger Zeit der Lektüre stellt sich das Gefühl des Überdrusses ein. Ein Beispiel? „Die meisten jungen Leute sind darüber hinaus aufrichtig davon überzeugt, dass die Reinigung ihrer Schmutzwäsche dadurch erfolgt, dass sie sie in den Wäschekorb werfen […] Mit solch liebenswürdigen, jedoch oftmals stinkfaulen Personen einen Musikverein zu führen, […] ist eine pädagogische Meisterleistung.“
Mehr Sachlichkeit wäre hier mit Sicherheit der Sache dienlicher gewesen, denn der Grundgedanke von Alois Schöpf ist derselbe wie der des Herausgebers Felix Bamert: Beide wollen der Musik ­eine Bühne und ein Publikum schaffen.
Sibylle Wähnert