Hahn, Michaela

MusikschulENTWICKLUNG

Entwicklung und Steuerung am Beispiel des dezentralen Musikschulsystems in Niederösterreich, Beiträge zur Musikschulforschung Band 3

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Musikschulmanagement, Atzenbrugg 2015
erschienen in: üben & musizieren 4/2016 , Seite 51

Die Musikschulen haben eine Fülle von besonderen Aufgaben. Natürlich stehen das Erlernen des Instruments und das Ensemblespiel im Vordergrund. Aber Musikschulen sind auch Orte von gesellschaftlicher Bedeutung. Sie sind in vielen, zumal kleineren Gemeinden der Treffpunkt für die Musikpflege, für die Begegnung und Auseinandersetzung mit selbst gespielter (zumeist klassischer) Musik. Insofern ist es interessant, sich dem Musikschulwesen einmal systematisch zu nähern.
Das vorliegende Buch beruht auf der Dissertation, mit der Michaela Hahn am Wiener Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft promoviert wurde. Sie vergleicht darin sämt­liche österreichische Typen und Formen der Musikschulen sowohl unter den Aspekten der inneren Struktur als auch der äußeren Organisation. Rechtliche Vorbedingungen und Finanzierung werden ebenso beleuchtet wie die öffentlichen Aufgaben der Musikschulen, die oft in den österreichischen Landesgesetzen festgeschrieben sind. Dazu kommt ein Kapitel über die gesellschaftliche Rolle der Musikschulen.
In einem weiteren großen Abschnitt befasst sie sich mit den  Strukturen in den Musikschulen. Neben den Organisationsformen (hier referiert sie die einschlägigen Organisationsmodelle) geht es auch um das Thema Musikschulpersonal, nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Personalgewinnung und der Personalsteuerung: Hahn nennt auch  Vertragsmuster und debattiert die sich ändernden Berufsbilder von Musikschullehrkräften. Hier fasst sie die vielen unterschied­lichen Modelle von Personalentwicklung, aber auch die Kriterien der Personalbeurteilung zusammen.
Eigene Kapitel sind jeweils dem Musikschulunterricht und auch der Steuerung von Musikschulen gewidmet. Im letzten Drittel des Buchs wendet Hahn diese theoretischen Grundlagen auf die Musikschulszene in Niederösterreich an, deren jüngere Geschichte sie damit skizziert.
Das Buch bietet allerdings keine Anleitung dazu, wie man eine Musikschule erfolgreich leitet. (Hieße das, den „Output“ an ­guten SchülerInnen zu vergrößern?) Das schreibt auch Franz-Otto Hofecker in seiner Einleitung, die sich jedoch eher wie das bewertende Gutachten zur Dissertation liest. In Zeiten des (verdauten?) PISA-Schocks, in Zeiten von regelmäßigen „Lernstandserhebungen“ wird man auch an vielen Musikschulen genauer auf Struktur, Organisation, Zieldefinition und Ressourcen-Verwendung zu sehen haben: Insofern ist das Buch ein gewinnbringendes Nachschlagewerk für all die, die sich mit der Struktur ihrer Musikschule grundsätzlich und auch theoretisch befassen wollen, sei es für die verantwortlichen Leiter und Lehrkräfte in den Musikschulen, aber auch für die Verantwortlichen in der Kulturpolitik.
Gernot Wojnarowicz