Herbst, Sebastian

Musizierlernhäuser von morgen

Kommentar

Rubrik: musikschule )) DIREKT
erschienen in: üben & musizieren 5/2019 , musikschule )) DIREKT, Seite 01

In aktuellen Berichten über Musikschulen findet sich oft ein begrüßenswertes Engagement der AkteurInnen für die aktive Mitgestaltung von Musikschularbeit sowie Mut zum Neudenken von Musikschule. Dies betrifft zum einen das Selbstverständnis der Institution, zum anderen die Entwick­lung von Angeboten und Formaten sowie die Weiterentwicklung der Musikschularbeit im Zeitalter der Digitalisierung.

Einen wesentlichen Beitrag zum Neudenken von Musikschule liefert And­reas Doerne mit seinen „Ideen für ein Musizierlernhaus der Zukunft“. Mit dieser nicht nur terminologischen Veränderung möchte sich auch die Musikschule Lahr vom Lehr- zum Lernhaus und „Haus der Musik“ weiterentwickeln. Und die Musikschule Waldkirch nimmt sich eine Musikschularbeit vor, die Zeit gibt für Kreativität, Klangwahrnehmung, Selbststeuerung und Begegnung. Musikschule soll eben mehr sein als der Ort für 30 Minuten Einzelunterricht.

Darüber hinaus erweitert sich die Vielfalt der Musikschulangebote ständig. So hat die Musikschule Dortmund eine Popschool mit dem Schwerpunkt auf Bandarbeit gegründet, die Musikschule Herne und die Folkwang Universität der Künste Essen kooperieren (ähnlich der Jugendakademie Münster) in der Begabtenförderung, in Porta Westfalica wurden Kunstkurse in das Musikschulprogramm integriert und die Musikschule Rodewich holt die auf dem Dorf lebenden SchülerInnen einmal pro Woche kostenlos mit dem „Musikschultaxi“ ab.

Neben der Social-Media-Arbeit stehen auch Fragen zur digitalen Erweiterung der musikpädagogischen Arbeit auf der Agenda. Das Projekt MoMu.SH soll die Teilhabe an musikalischer Bildung durch den Einbezug digitaler Möglichkeiten im ganzen Flächenland Schleswig-Holstein ermöglichen. Die Musikschule Lübeck setzt im Projekt „smart:music@school“ auf den Einsatz einer digitalen Lernplattform, um das Gitarrenspiel im Klassenverband zu erlernen. An der Musikschule Lahr plant man eine digitale Lernplattform als App und am Hamburger Konservatorium wurde die Plattform KON-Plugin entwickelt, die es SchülerInnen und Studierenden ermöglicht, mit ihren Lehrkräften in Kontakt zu treten, Feedback zu erhalten und im Chat an gemeinsamen Projekten zu arbeiten.

Es wird spannend, was die Musizierlernhäuser von morgen ausmacht, welche Angebote sie bereithalten und wann sich die musikpädagogische Arbeit beispielsweise dem Einsatz von Virtual oder Augmented Reality widmet. Oder bleibt doch alles anders?