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Fuhrmann, Laura

(Neben-)Wirkungen von Hausaufgaben

Einblicke in den Forschungsstand

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 6/2025 , Seite 20

Zwischen Übemöglichkeit und Frei­zeitverpflichtung: So lassen sich zwei ­prominente Argumentationslinien in der Diskussion von Hausaufgaben ­umreißen, die trotz umstrittener Wirkungen einen etablierten Bestandteil von Lehr-Lern-Settings darstellen. Welche erhofften Wirkun­gen, aber auch Nebenwirkungen Hausaufgaben haben und welche Perspektiven sich daraus für den Instrumentalunterricht ergeben, wird mit Blick auf die ­schulische Hausaufgabenforschung verdeutlicht.

Hausaufgaben lassen sich als Arbeitsaufträge von Lehrpersonen definieren, die SchülerInnen außerhalb des Unterrichts bearbeiten. Verbunden sind damit oftmals Nebenwirkungen, wie sie von der Band Deine Freunde im Song Hausaufgaben (2015) besungen werden: „Ah, so kommst du mir nicht davon, mein Freund! / Hast du deine Hausaufgaben schon gemacht? / Oder hast du wieder nur davon geträumt? / Du kannst nicht immer machen, was dir passt. / So haben wir nicht gewettet! / Du setzt dich jetzt hier hin. / Dann wird geschrieben, gelesen und auch gerechnet / Bis wir fertig sind! / Komm mach sie eben, denn du hast im Leben / Nicht immer eine Wahl. / Und wenn du morgen früh immer noch hier sitzt / Das ist mir ganz egal.“1
In ihrem Song hebt die Band die Pflicht zur Hausaufgabenerledigung hervor, an der selbst dann festgehalten wird, wenn damit Nachtschichten verbunden sind. Hausauf­gaben stellen mitunter eine Belastung dar, sich nach dem Schultag noch mit unterrichtlichen Aufgaben auseinandersetzen zu müssen, was zu Einschränkungen der Freizeit und Erholungszeit führen kann.2 Dem stehen didaktische Interessen gegenüber, Inhalte über den Unterricht hinaus zu üben und zu festigen. Mit dieser Intention erlangen Hausaufgaben neben dem Schulkontext auch in anderen pädagogischen Settings Bedeutung. Insbesondere im musizierpädagogischen Bereich stellt das regelmäßige Üben zwischen den Unterrichtsstunden für das erfolgreiche Erlernen eines Instruments eine (physiologische) Notwendigkeit dar und wird damit zu einem zentralen Unterrichtselement.3
Zugleich sind die Gestaltung und Wirksamkeit von Hausaufgaben beim Üben eines Ins­truments jenseits didaktischer Überlegungen bislang wenig empirisch erforscht. Gleichwohl es Unterschiede zwischen schulischem Kontext und Musikschulen gibt, wird im Folgenden ein Überblick über die schulbezogene Forschung zu den (Neben-)Wirkungen von Hausaufgaben gegeben, um diese anschließend auf ihre Reichweite im musizierpädagogischen Bereich auszuloten. Zwar sind der Übertragung der Befunde durch die unterschiedliche Ausrichtung beider Kontexte Grenzen gesetzt, doch können sie als Refle­xionsimpulse für die Hausaufgabenpraxis auch beim Lehren und Lernen eines Instruments gewinnbringend sein.

Wirkungen von Hausaufgaben

Hausaufgaben werden Wirkungen zugeschrieben, die sich zu drei Schwerpunkten bündeln lassen:
– Hausaufgaben sollen didaktische Wirkungen entfalten, indem sie zur Vorbereitung, Ergänzung und Vertiefung von Inhalten beitragen. Dafür ist es erforderlich, Hausaufgaben in die Lehr-Lern-Prozesse einzubetten, sie als daran anknüpfend zu konzipieren und sie nach der Bearbeitung in diese zurückzuführen.4 Diese Verzahnung mit den Unterrichtsstunden wird auch als didaktische Anforderung an Hausaufgaben im musizierpädago­gischen Bereich betont, um die Aufgaben für SchülerInnen nachvollziehbar zu machen und ein zielführendes Üben zu ermöglichen.5
– Ausgehend von der didaktischen Fundierung sollen zweitens erzieherische Wirkungen angestoßen werden, insofern über Hausaufgaben Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit der SchülerInnen in der eigenständigen Weiterarbeit gefördert werden sollen.6
– Drittens werden Hausaufgaben auch mit leistungssteigernden Wirkungen verbunden, die sie über ihre Konzeption als zusätzliche Lerngelegenheiten über den Unterricht hinaus entfalten sollen.7
Doch wie verhalten sich diese den Hausaufgaben zugeschriebenen Wirkungen zu empirischen Befunden aus der schulischen Hausaufgabenforschung? Und welche Bezüge können zu den didaktischen Überlegungen rund um das Lehren und Lernen eines Instruments hergestellt werden?

1 https://youtu.be/3qD5ExClRmg (Stand: 20.10.2025).
2 Bräu, Karin/Fuhrmann, Laura: Hausaufgaben: Praxis verstehen, Praxis verändern, Stuttgart 2024, S. 40-45.
3 Mahlert, Ulrich: „Üben aus instrumentalpädagogischer Perspektive“, in: Dartsch, Michael/Knigge, Jens/ Niessen, Anne/Platz, Friedrich/Stöger, Christine (Hg.): Handbuch Musikpädagogik: Grundlagen – Forschung – Diskurse, Münster 2018, S. 275-283, hier: S. 278.
4 Standop, Jutta: Hausaufgaben in der Schule. Theorie, Forschung, didaktische Konsequenzen, Bad Heilbrunn 2013.
5 Busch, Barbara/Metzger, Barbara: „Unterrichtsdramaturgie“, in: Busch, Barbara (Hg.): Grundwissen Instrumentalpädagogik. Ein Wegweiser für Studium und Beruf, Wiesbaden 22021, S. 300-308, hier: S. 303-308.
6 Trautwein, Ulrich/Lüdtke, Oliver: „Predicting Homework Motivation and Homework Effort in Six School Subjects: The Role of Person and Family Characteristics, Classroom Factors, and School Track“, in: Learning and Instruction, 2009, Heft 3, S. 243-258.
7 Hattie, John A. C.: Visible learning. The sequel. A synthesis of over 2,100 meta-analyses relating to achievement. London/New York 2023, S. 421-422.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 6/2025.

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