Hirler, Sabine

Neue Singspiele und Musikprojekte

Pfiffige Angebote für das Kindergartenjahr

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Herder, Freiburg 2007
erschienen in: üben & musizieren 4/2007 , Seite 58

Über dieses neue Büchlein von Sabine Hirler werden sich vor allem Erzieherinnen in Kindertagesstätten freuen, die wenig musikalisches Rüstzeug in ihrer Ausbildung erhalten haben, sich aber der Wichtigkeit musisch-ästhetischer Tätigkeiten im Vor- und Grundschulalter bewusst sind. Die Musikprojekte, in die vielerlei Spielangebote eingebunden sind, münden jeweils in ein Singspiel, das durch zwei bis drei Lieder strukturiert wird. Zum Buch ist auch eine CD mit allen Geschichten, Liedern und Instrumentalstücken erhältlich.
Hirler fasst in ihrer Einführung den Wissensstand zusammen. Im zweiten Abschnitt werden die didaktisch wichtigsten Fragen geklärt. Bei der Beantwortung entwickelt Hirler ein heute allseits bekanntes Bild frühpädagogischen Wirkens mit künstlerischen Medien: ganzheitlich und prozessorientiert soll es sein; flexibel und individualisierend der Umgang mit (zumeist altersgemischten, auch integrativen) Gruppen; kreativ, die Sinne ansprechend und abwechslungsreich der Einsatz von Instrumenten und Materialien.
Im Hauptteil folgen nun genaue Beschreibungen zur Umsetzung der Musikprojekte, die in verschiedene Spielangebote gegliedert werden. Ein Spielangebot umfasst dabei eine zeitlich begrenzte Spieleinheit pro Tag, Halbtag oder Woche. Die Projekte sind in drei bis fünf Phasen unterteilt und thematisieren Jahreszeiten oder Wetter (z. B. „Dolfino der Regentänzer“), orientieren sich an Festen („Osterhase Vincent van Hopp“) sowie religiösen („Arche Noah“) oder märchenhaften Themen („Sterntaler“). Die Projekte sollen den Kindern nicht nur Spaß machen und sie ganzheitlich fördern, sondern auch Gesprächsanregung bieten, z. B. zu Themen wie Toleranz, Freude oder Mitleid.
Die Themenauswahl birgt allerdings durchaus auch Stolpersteine für das Gespräch mit Vorschulkindern, da etwa die Auseinandersetzung mit der „Arche Noah“ auch bedeutet, den alttestamentarischen zornigen Gott zu thematisieren, oder bei „Sterntaler“ die Frage geklärt werden müsste, ob bei völliger Selbstaufgabe wohl immer eine Belohnung „von oben“ erfolgt… Dass die Geschichte von dem kleinen fremdartigen Ungetüm „Papagallino“, das zunächst keine Freunde findet, schlichtweg geklaut ist (wer kennt nicht das entzückende Bilderbuch Irgendwie Anders von Kathryn Cave und Chris Riddell), ist ein weiteres kleines Ärgernis.
Die Lieder sind bis auf zwei Übernahmen von bekannten Melodien von der Autorin selbst getextet und komponiert. Sie bieten leicht ins Ohr gehende Melodien (alle in Dur) ohne charakteristische Besonderheiten, die man ja bei den unterschiedlichen Themen durchaus auch musikalisch hätte zum Ausdruck bringen können. So bleibt am Ende trotz vieler hübscher Spiel- und Gestaltungsideen doch ein etwas schaler Geschmack im Mund zurück, der noch dadurch verstärkt wird, dass in dem Buch jedwede Literaturangaben fehlen.
Manuela Widmer