Haider, Ulrich

Neue Wege im ­Instrumentalunterricht

Lehr- und Prüfungsverfahren asiatischer Kampfsportarten in der Musik

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: DVO Druck und Verlag Obermayer GmbH, Buchloe 2018
erschienen in: üben & musizieren 6/2018 , Seite 51

Ulrich Haider, stellvertretender Solohornist der Münchner Philharmoniker, wagt in seiner Pub­likation, Unterrichtsweisen und Prüfungsverfahren der koreanischen Kampfsportart Taekwondo auf die Musik zu übertragen. Seine eigenen Lehr- und Orchestererfahrungen sowie seine lang­jährige Ausübung von Taekwondo veranlassten ihn, beides miteinander in Verbindung zu setzen. So zeigt er interessante Wege auf, wie im Instrumentalunterricht und im Kontext von Prüfungsverfahren im klassischen Musikbetrieb menschenfreund­licher gehandelt und damit im Sinne des künstlerischen Schaffens Angst und Frustration beim Musizieren vermieden werden können.
Die Neuerscheinung richtet sich gleichermaßen an MusikerInnen wie an MusikpädagogInnen, obgleich viele praktische Betrachtungen auf den Hornunterricht abzielen und somit insbesondere HornistInnen bzw. HornpädagogInnen ansprechen werden.
Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt: Im Zentrum des ersten Kapitels steht die Frage, ob Unterrichts- und Prüfungsprinzipien des Taekwondo auf die Musik übertragen werden können. Vor diesem Hintergrund zeigt Haider Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Ausbildungsarten auf und benennt Wege der Verknüpfung. Eine systematische Antwort auf die eingangs gestellte Frage bleibt jedoch aus.
Im zweiten, umfangreichsten Kapitel stellt der Autor explizit Basisübungen für den Hornunterricht vor, die mit dem Trainieren von Grundbewegungen im Taek­wondo zu vergleichen sind. Es handelt sich um Einheiten, in denen mit den Naturtönen des Horns, mit Tonleitern und Dreiklängen sowie mit Klang- und Balanceaufgaben gespielt wird. Darüber hinaus finden sich im Anhang weitere Übungen, die vor allem für HornistInnen wertvoll sind. Abgerundet wird das Kapitel mit allgemeinen praxisnahen Übe-Tipps. Leider gelingt es dem Autor auch an dieser Stelle nicht, Querverbindungen zwischen Taekwondo und instrumentalpädagogischem Handeln präzise zu benennen.
Das dritte Kapitel widmet sich der kritischen Betrachtung von Prüfungssituationen wie Probespielen, Aufnahmeprüfungen und Wettbewerben. Neben persönlichen Änderungsvorschlägen des Autors fehlen auch hier die Anknüpfungspunkte zur titelweisenden Verbindung von Prüfungsverfahren beim Musizieren und Prüfungsverfahren der asiatischen Kampfsportart Taekwondo.
Die Publikation regt an zur kritischen Auseinandersetzung mit leistungsorientierten Mustern im Instrumentalunterricht und in der Ausbildung von BerufsmusikerInnen und zeigt Alternativen zu bisherigen Wegen auf. Das Buch vermittelt jedoch keinen systematischen Blick auf das Thema, sondern ist stringent aus der persönlichen Praxis des Autors entwickelt. Speziell HornistInnen werden jedoch mit Sicherheit davon profitieren.
Anja Günther