Fortin, Viktor
No Problem
14 leichte Duos für Querflöten mit Kommentaren und Spielanleitungen von Arno Steinwider-Johannsen
Neue Musik im Querflöten-Anfängerunterricht: Bislang war das nicht gerade ein sonderlich nahe liegender Gedanke, denn hierfür sind teilweise komplizierte Spieltechniken erforderlich. Als SchülerIn sollte man das „klassische“ Spiel schon recht sicher beherrschen. Wirklich?
Bei Neuer Musik im Instrumentalunterricht muss man sich erst mit der Entzifferung sonderbar anmutender Zeichen befassen, wo doch das Erlernen der traditionellen Notenschrift schon kompliziert genug ist; man muss den Eltern klar machen, dass man ernsthaft bei der Sache ist, auch wenn es gar nicht danach klingt – die Liste der (Vor-)Urteile ließe sich noch verlängern. Doch darin verharren hieße, sich Chancen entgehen zu lassen zu einem unverkrampften Aufbruch in unerhörte Klangwelten.
Viktor Fortin legt nun für unvoreingenommene AnfängerInnen auf der Querflöte einen Band mit Duos vor, der mit Kommentaren und Spielanleitungen vom Experten für Neue Musik Arno Steinwider-Johannsen versehen ist. Die Kompositionen sind progressiv angelegt, beginnen zunächst im spielerischen Erkunden der Klangmöglichkeiten des Kopfstücks und beziehen im weiteren Verlauf mit der ganzen Flöte z. B. Viertel- oder Flageoletttöne, Glissandi oder Klappenschläge mit ein. Die Eigenheiten der Spieltechniken sind jeweils erläutert (mal vor, mal nach dem entsprechenden Stück, was sich pädagogisch durchaus reizvoll integrieren lässt) und teilweise auch grafisch dargestellt. „Fantasieanregende Titel“ (so im Vorwort der Komponist) sollen zusätzlich für Lust am Spiel sorgen und so schaue man sich neugierig das Papageien Zwiegespräch oder Junge Katzen an.
Der verdienstvolle Ansatz, bereits in den Anfängerunterricht neue Spieltechniken und damit verbundene Notationsformen zu integrieren, wird die Unterrichtenden vor Transformationsprobleme stellen: In diesem wirklich reizvollen Zusatzband zur Unterrichtsliteratur häufen sich Probleme, die man ansonsten lieber entwirren möchte. Die Mischung der verschiedenen Notationsformen stellt für AnfängerInnen eine echte Herausforderung dar; hat ein Schüler gerade begonnen, mit einem notierten Ton auch einen bestimmten Griff zu assoziieren, so lernt er nun gleich dazu komplizierte Spielmanöver mit neuen Visualisierungen. Ist die Elevin noch damit beschäftigt, ihre Flöte so zu halten, dass sie auch einen Ton spielen kann, so muss sie für Luftgeräusche den mühsam gefundenen Ansatz wieder aufgeben.
Die vorliegenden Kompositionen stellen eine schöne Möglichkeit dar, die Welt der Neuen Musik vorurteilfrei vertraut werden zu lassen, verlangen allerdings von den LehrerInnen viel Feingefühl und hohes pädagogisches Geschick.
Christina Humenberger