Laufer, Hildegund / Martina Schneider

Notenrätsel

für Violinanfänger

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Doblinger, Wien 2007
erschienen in: üben & musizieren 5/2008 , Seite 59

Welcher Instrumentallehrer kennt nicht das Problem, in immer zu kurzen Unterrichtsstunden gleichzeitig musikalische und instrumentaltechnische Probleme zu erarbeiten, ohne die elementare Musiklehre und insbesondere das Notenlesen zu vernachlässigen. Suzukilehrkräfte verschieben dieses Thema durch Auswendigspielen auf einen sehr späten Zeitpunkt. Oft ist die Überraschung recht groß, wenn man feststellt, dass die kleinen Geigerinnen und Geiger, nachdem das Notenmaterial besprochen wurde und sie die Zeichen gelernt haben, zwar eifrig in die Noten schauen, aber tatsächlich auswendig spielen, auf Nachfrage keine Noten benennen können und offensichtlich lediglich relativ den Notentext mitlesen. Manch kleiner Virtuose hat sich schließlich nach einiger Zeit ohne Lesekontrolle angewöhnt, eine Art „Tabulatur“ zu lesen, das heißt bestimmte Notenzeichen mit bestimmten Saiten und Fingern zu identifizieren.
Mit wenig Begeisterung und meist noch geringerem freudigen Echo sieht sich der verantwortungsbewusste Lehrer nun genötigt, eine „Trainigsphase“ zum Notenlesen einzulegen. Häufig stellt sich nur kurze Zeit danach jedoch wieder dasselbe Problem ein. Beim Geigen tritt als zusätzliche Erschwernis die mangelhafte Anschaulichkeit des Notenmaterials auf dem Instrument auf. Können Pianisten den gesamten Tonraum schwarz-weiß auf dem Instrument überblicken und haben Gitarristen wenigstens noch Bünde zur Orientierung, müssen junge Violinvirtuosen oder solche, die es werden wollen, mit einem blanken Griffbrett und vier Saiten auskommen, auf denen sich die Töne nach einem anscheinend undurchschaubaren System verteilen.
Das Notenrätsel für Violinanfänger, erschienen 2007 bei Doblinger, möchte Abhilfe schaffen. Versehen mit amüsanten kleinen Zeichnungen und anschaulichen Grafiken begleitet das kleine Heft den jungen Geigennachwuchs mit kleinen Aufgaben und Rätseln zum Notenlesen und -schreiben durch das erste Geigenjahr. Unversehens mitgelernt werden dabei Vortragsbezeichnungen, Rhythmusnotation und rhythmische Grundmuster, Auftakt und Volltakt, Tonraumvorstellung bis zur Oktave und weitere Themen der elementaren Musiklehre. Unter der Voraussetzung, dass im Unterricht auswendig Improvisation geübt und das musikalische Vorstellungsvermögen ausgebildet wird, sind auch die „Erfinde- und Improvisationsübungen“ hilfreich. Nicht ganz gefallen kann in Anbetracht des sehr kindgemäßen Aufbaus des Hefts die Verwendung des Begriffs der „Alteration“, da dieses Fachwort in der fraglichen Altersgruppe – leider meist auch noch später – ein ungebräuchliches Fremdwort ist.
Alles in allem kann das Heft bei geschicktem Benutzen eine nützliche Anreicherung des Violinunterrichts sein, die die elementare Musiklehre unter Verwendung der ohnehin im Unterricht dieser ersten Phase benutzten Materialien weniger langweilig erscheinen lässt.
Uwe Gäb