Grüner, Micaela
Orff-Instrumente und wie man sie spielt
mit CD
Die Moden in der Musikpädagogik kommen und gehen, sie aber bleiben: die Orff-Instrumente. Jeder Musikschüler, jede Musikschülerin aus vielen Generationen kennt die soliden Trogxylofone und -metallofone, Klanghölzer, Handtrommeln und Schraubenpauken, die – da sie den paukentypischen Kessel durch eine zylindrische Zarge ersetzen – eigentlich gar keine Pauken sind.
In handwerklicher Qualität seit Jahrzehnten nahezu unverändert von der Firma Studio 49 produziert, kann man diese elementaren Instrumente ohne größere Vorkenntnisse spielen, wobei die Entstehung der Klänge sehr direkt zu beobachten ist. Aber obwohl sie in den Früherziehungsräumen der Musikschulen und den Musiksälen der allgemein bildenden Schulen omnipräsent sind, haben die Orff-Instrumente heute offensichtlich ein Imageproblem. Zu oft stehen sie angestaubt an den Rändern und werden nur selten genutzt. Das mag daran liegen, dass es das Elementare in den Zeiten musikelektronischer Hochglanz-Pop-Produkte naturgemäß schwer hat, es ist aber wohl auch dadurch begründet, dass im Laufe der Jahrzehnte manches Mal eher kindtümelnd als kindgerecht mit den Instrumenten umgegangen wurde. Ihr großes Musik- und Bewegungspotenzial geriet in Vergessenheit.
Umso verdienstvoller nun der Ansatz von Micaela Grüner, Dozentin am Orff-Institut Salzburg, mit ihrem Hand- und Praxisbuch umfassend und anschaulich in den Umgang mit diesen Instrumenten einzuführen. In den Eingangskapiteln wird die hochinteressante Geschichte des Orff-Instrumentariums und -Schulwerks mit ihren Wurzeln in außereuropäischen Musikkulturen und der Neuen Tanzbewegung sehr lebendig beschrieben: von den Anfängen im winzigen Bastelkeller in Orffs Elternhaus bis zur weltweiten Verbreitung. Der reich bebilderte Mittelteil informiert vor allem über die Handhabung und Spielweise der Instrumente, wobei die klassische Orff-Perkussion um andere Instrumente erweitert wird. Diese stammen entweder aus Lateinamerika (Agogo, Guiro, Cabaza) oder sind Neuerfindungen wie Sound shapes (Trommelscheiben) oder Boomwhackers (Kunststoffröhren), die in den vergangenen Jahren regelrecht Furore machten.
Im abschließenden Teil des Buchs werden die Auswahl und der alltägliche Umgang mit dem Instrumentarium thematisiert. Welche Instrumentenzusammenstellung ist für den Kindergarten oder die Seniorentanzgruppe sinnvoll? Wie pflege ich die Instrumente? Und am allerwichtigsten: Welche Musik mache ich mit ihnen? Zahlreiche Kopiervorlagen mit Liedern, Liedbegleitungen, Arrangements und jede Menge Ideen und Tipps machen Orff-Instrumente und wie man sie spielt zu einem Standardwerk und wichtigen Ratgeber für jeden Musikpädagogen, jede Musikpädagogin im weiten elementaren Feld. Die beiliegende CD gibt überdies mehr als 50 gut klingende Anregungen.
Stephan Froleyks