Maute, Matthias

Oskar und Lisa

Blockflötenabenteuer in der Schule, Partitur, Band 1 und 2/Sopranblockflöte, Band 1 und 2/Altblockflöte, Band 1 und 2

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Heinrichshofen, Wilhelmshaven 2013
erschienen in: üben & musizieren 1/2015 , Seite 56

Gelegentlich kommt man als Rezensentin neuer Instrumentalschulen nicht umhin, sich zu fragen, wie es wohl Generationen von professionellen MusikerInnen und hoffnungsfrohen Amateuren im Laufe der vergangenen etwa tausend Jahre gelungen sein mag, so gänzlich ohne thematische Einbeziehung von Dinosauriern, Fußbällen, Gummibärchen und sonstigen wilden Tieren in ihr Lernerlebnis ein ­Instrument zu erlernen. Diese Blockflötenschule für den Gruppenunterricht des Block- und Traversflötisten und Komponisten Matthias Maute ist so eine Gelegenheit.
Denn in ihr wird die Geschichte von Oskar und Lisa erzählt, zwei Kindern, die zusammen zur Schu­le gehen und diverse „Blockflötenabenteuer“ erleben. Diese Begebenheiten sind als zusammenhängende Handlung konzipiert und werden jeweils von kleinen Stückchen aus der Feder des Verfassers und Komponisten musikalisch illustriert. Doch selbst wenn man die These, dass man mit einer Geschichte, die naturgemäß von Flötenstunde zu Flötenstunde nur einmal die Woche ein Stückchen weitergesponnen werden kann, besser spielen lernt, prinzipiell unterstützen mag, sind die Texte und Begebenheiten in diesem Fall inhaltlich so armselig, dass man gerne darauf verzichtete.
So liest man hier etwa: „Oskar erzählt Lisa von einem Dinosaurier, den er gestern in einem Buch gesehen hat. Außerdem kennt er ein Lied, das im Radio gesendet wurde. Lisa singt gleich mit“ – und fühlt sich an diejenigen erwachsenen Zeitgenossen erinnert, die mangels wesentlicherer Ereignisse in ihrem Leben täglich ein Foto ihres Abendessens auf Facebook posten.
Dieser handlungsmäßige Tiefflug ist umso bedauerlicher, als die eigentlichen Musikstücke ziemlich gut gemacht sind: Was man mit zwei Flöten, die erst drei Töne beherrschen, an Klang und Schwung erreichen kann, das zeigt Maute hier in vorbild­licher, wenn auch ausschließlich poppiger Weise. Die Stücke, die bis zum Ende des ersten Bandes einen Ambitus von einer, bis zum Ende des zweiten Bandes von knapp zwei Oktaven umfassen, sind denn allerdings nicht nur für Blockflöten, sondern auch für Klavierbegleitung und Percussion gesetzt, und diese harmonische Füllung und der rhythmische Drive machen naturgemäß einen Großteil ihres Reizes aus. Also Vorsicht: nichts für Klassenzimmer ohne Klavier oder zumindest Keyboard, nichts für Flötenlehrer ohne Tastenkenntnisse.
Auch im Hinblick auf die Vermittlung technischer Parameter wie Artikulationsarten oder Rhythmen ist die Schule vernünftig und für die Ansprüche leicht fortgeschrittener Anfänger gut aufgebaut; die Inhalte werden eher beiläufig in kleinen Kästen dargestellt und dann in den Stücken vertieft. Die Griffe werden für Sopran- und Altblockflöte parallel erklärt, sodass man mit beiden Instrumentengruppen gleichzeitig arbeiten kann.
Andrea Braun