Grieg, Edvard
Peer-Gynt-Suite Nr. 1
arr. für Klavier zu vier Händen von Wolfgang Roloff
Peer Gynt gehört heute sicherlich zu den bekanntesten Titeln des norwegischen Schriftstellers Henrik Ibsen (1828-1906) – und das verdankt das Schauspiel nicht allein seiner literarischen Qualität, sondern zweifelsohne auch der Tatsache, dass Ibsen 1874 den norwegischen Komponisten Edvard Grieg bat, eine Schauspielmusik dafür zu schreiben. Grieg komponierte 22 Stücke, die großen Erfolg beim Publikum hatten und von denen er später acht zu zwei Orchestersuiten zusammenstellte, die heute zum meistgespielten Repertoire vieler Sinfonieorchester gehören. Außerdem gab Grieg diese acht Stücke auch noch in einer Klavierfassung heraus, die technisch recht anspruchsvoll und nur von sehr versierten PianistInnen realisierbar ist. Wolfgang Roloff hat mit diesem Heft nun ein Arrangement für Klavier zu vier Händen vorgelegt.
Leider sind nicht alle acht Stücke der Orchestersuiten enthalten, sondern nur die vier der ersten Suite und zusätzlich „Solveigs Lied“. Aber für ein Vorspiel oder auch eine Hausmusik in der Familie reicht die Länge der fünf Nummern vollkommen aus, insbesondere, da der Band auch noch Zwischentexte enthält, in denen die Handlung der jeweiligen Stücke kurz erläutert wird und die sich bei einer Aufführung einschieben lassen.
Der große Vorteil an diesem Arrangement ist, dass die Grieg’schen Kompositionen so auch schon von etwas fortgeschritteneren SchülerInnen gespielt werden können. Zwar weist etwa die „Morgenstimmung“ vier Kreuze auf und sind die flotten Staccatti von „In der Halle des Bergkönigs“ auch aufgeteilt auf vier Hände nicht ganz ohne, aber mit entsprechendem Übefleiß durchaus zu bewältigen – schon weil durch die Aufteilung die meisten der oft großen Griffe und schwer zu treffenden Sprünge des Originals reduziert beziehungsweise weggefallen sind.
Die Umsetzung ist dem Arrangeur also im Großen und Ganzen sehr gut gelungen. An einigen Stellen kommen sich die beiden SpielerInnen gefährlich nahe; das ist angesichts der originalen Noten nicht zu vermeiden, aber hier muss von vorneherein auf gute Fingersätze geachtet werden, bei denen man den jeweils anderen Spieler bewusst im Blick hat. Roloff selbst gibt keinerlei Fingersätze an.
Sehr genau und klar im Druck sind jedoch Artikulations- und dynamische Zeichen des Originals wiedergegeben; Taktzahlen dürften das gemeinsame Üben erleichtern. Etwas eigenartig scheint die Angabe der Oktava bassa (eine Oktave tiefer spielen als gedruckt) und Oktava (eine Oktave höher spielen als gedruckt) mit jeweils einer kleinen 8 unter oder über dem Notenschlüssel. Hier würde man sich doch die üblichere Notation mit durchbrochener Linie über beziehungsweise unter dem System wünschen, aus der klarer ersichtlich ist, wo man wieder in die Ursprungsoktave zurückkehrt. Doch wer gründlich übt, sollte damit keine Schwierigkeiten haben.
Andrea Braun