Hugosson, Johan

Piano Passion

10 coole Klavierstücke, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Hug, Zürich 2010
erschienen in: üben & musizieren 3/2011 , Seite 62

Welches Kind wünscht sich das nicht: „coole“ Klavierstücke spielen zu können? Wobei man als KlavierlehrerIn als Schlüsselreiz zunächst das Wörtchen „cool“ akzeptieren muss. Auf der Suche nach ansprechenden Spielstücken kreist man immer weiter durch die Repertoiregefilde, sieht sich dem Druck der medialen Reize ausgesetzt, in denen offenbar jeder und jede professionell musizieren zu können scheint, der oder die mit elektronischen Möglichkeiten in Kontakt gerät.
Viele Kinder verbinden mit ihren eigenen Fähigkeiten zunächst noch keine realistischen musizierfähigen Möglichkeiten, müssen erst lernen, sich zu beobachten, genau zu sein, sich wirklich zuzuhören. Oft ist es die Attitüde, die wichtiger zu sein scheint, als das tatsächliche Resultat des Eifers am Instrument.
Diesem Zeitgeist zu begegnen ist nicht immer ganz einfach, wird aber sicher erleichtert durch solch ansprechende Kompositionen wie die „10 coolen Klavierstücke“ im vorliegenden Band. Freilich sind die kurzen, stilistisch sicheren, aus dem erweiterten Blues- und Jazzbereich stammenden Kompositionen nichts für die frischen Anfänger, aber mit ein wenig Spielerfahrung sollte die Übung gelingen: Die Hände der jungen Spielerin müssen schon ein wenig unabhängig agieren können, das rhythmische Verständnis sollte wach sein, kleine Skalen und Akkorde sollten strukturell sicher begriffen worden sein. Neben fingertechnischen Voraussetzungen sollte es am Klavier bereits möglich sein, sinnvoll musikalisch zu gestalten, zwischen legato und staccato klar zu unterscheiden und das Pedal einzusetzen.
Und dann geht es los: Ob man die klanglich und harmonisch zwar vorhersehbar klassischen, aber doch sehr schönen Stücke wie Swing it Sister oder Bluesy Bear (sehr „cool“ mit leicht übergreifenden Fingern!) mit der beiliegenden CD oder ohne gestaltet, bleibt natürlich dem Anspruch und der Experimentierfreude des Einzelnen überlassen – klanglich „schummeln“ kann man freilich mit den wirklich guten Arrangements auf der CD besser. Jedes Stück ist zunächst mit Band und Klavier im vollen Satz eingespielt. Im zweiten Durchgang kann zum ausgedünnten Arrangement dann entweder der Originalpart oder eine Improvisation gespielt werden – sehr reiz- und wirkungsvolle Möglichkeiten!
Hugosson stellt den Kompositionen eine kurze Einführung voran, die die jeweiligen Eigenheiten charakterisiert. So kann sich auch der Schüler schon ein Bild von den Stücken machen. Über das lustvolle Musizieren an dieser auch für den Vortrag geeigneten Musik hinaus stellt sie eine gute, überschaubare Möglichkeit dar, dem Schüler musiktheoretische Kenntnisse in Harmonik und Rhythmik zu vermitteln. Mit der im Band enthaltenen CD wird es beim häuslichen Üben ein wenig anders sein als gewohnt und sicher einen großen Motivationskick geben: Man fühlt sich beim Spielen bald „cool“!
Christina Humenberger