Traiger, Laurence

Piano Zodiac

12 leichte Stücke für Klavier nach den Tierkreiszeichen, mit Media-App

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Helbling, Innsbruck 2022
erschienen in: üben & musizieren 2/2023 , Seite 60

Die zwölf Bilder des Tierkreises haben bereits manchen Künstler und Musiker zu Improvisationen oder Kompositionen angeregt. Die Welt der Sterne hat dem Menschen immer schon Möglichkeiten charakterlicher Verhaltensweisen und Andeutungen des Schicksals widergespiegelt. Für Klavier gibt es bereits Zodiak – 12 Sternkreiszeichen des estnischen Komponisten Urmas Sisask (1997 bei Eres erschienen) und Zodiac – 12 Pianosolos des in den Niederlanden geborenen Komponisten Ronald Poelman (im Eigenverlag), jüngst erfolgreich in Oldenburg uraufgeführt.
Der 1956 in New York geborene Komponist Laurence Traiger, Professor an der Hochschule für Musik in München und Dozent am Mozarteum in Salzburg, hat jedem Tierkreiszeichen einen poetischen Text mit einer kurzen Charakterisierung vorangestellt. Es wäre zu viel gesagt, dass die Charakterminiaturen diese Texte unmittelbar musikalisch ausdeuten. Vielmehr geben sie der eigenen Fantasie eine Richtung vor, inwieweit jede der zwölf Miniaturen etwas musikalisch Charakteristisches darstellt.
Zumeist ist es eine griffige kompositorische Grundidee wie das Umspielen eines Zentraltons, ein sich entwickelndes Motiv oder ein prägnantes Bewegungsmuster, welches das Klangbild jedes Charakterstücks bestimmt. Die Tonsprache ist gemäßigt modern, mit modalen Wendungen und einer stets interessanten und oft abwechslungsreichen Rhythmik. Gründlich eingearbeitete Fingersätze helfen auch weniger erfahrenen PianistInnen, diese im Bereich der unteren Mittelstufe angesiedelten Klavierstücke einzustudieren. Der Notensatz ist übersichtlich und gut lesbar. Nur beim Stier (Nr. 2) fehlen im drittletzten Takt zwei Achtelpausen in der Mittelstimme.
Jungfrau (Nr. 6) und Steinbock (Nr. 10) sind nahezu wie ein Bicinium komponiert und klingen in der zweistimmigen Linearität reizvoll. Majestätisch, in pochender Rhythmik und fein abgewogener, zumeist mixolydischer Tonalität wird der Stolz des Löwen (Nr. 5) dargestellt. Symmet­rie und Gleichgewicht kommen in den flüchtig bewegten Achtelfiguren der Waage (Nr. 7) zur Geltung. Schütze (Nr. 9) und Wassermann (Nr. 11) bieten ein ausgedehnteres Klangspektrum und führen, durch die genauen Pedalangaben leicht umsetzbar, in die Nähe einer impressionistischen Klangwelt.
Alle zwölf Stücke liegen gut in der Hand und bieten weniger erfahrenen SpielerInnen einige technische Anreize wie Sekunden, Terzen und Quarten in einer Hand, Trillerbewegungen und unterschiedliche Arpeggien sowie diverse Rhythmen. Den erfahrenen PianistInnen bereiten die zwölf leichten Stücke einfach nur Vergnügen.
Es ist sicher aufschlussreich und interessant, die unterschiedlichen kompositorischen Herangehensweisen an die Thematik des Tierkreises von den drei Komponisten einer Generation (Poelman *1954, Traiger *1956 und *Sisask 1960) miteinander zu vergleichen.
Christoph J. Keller