Senker, Meike

Pianopong, Zwitschern, Dämmerungshexe

Komponieren in der Musikschule: Unterrichtsbeispiele für Gruppen- und Einzelunterricht

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 6/2016 , Seite 26

Tischtennisbälle prallen auf Flügel­saiten, Geigenmotive zwitschern und pfeifen, eine Hexengeschichte wird gezupft, gestrichen und geknarzt. Die Stücke der Dortmunder Musikschülerinnen und -schüler zeigen: Komponieren in der Musikschule ist vielfältig und überraschend.

Um Musikschülerinnen und -schüler zum Komponieren zu animieren, braucht es einen Impuls. Welche Einstiegsmöglichkeiten sind geeignet, um die Ideen, Themen, Anliegen und Interessen der Schülerinnen und Schüler so anzuregen, dass sie in ihre Kompositionen einfließen können? Hier werden zwei Unterrichtskonzepte für Gruppen- und Einzelunterricht vorgestellt, mit denen Komponieren als einer von drei Modi des Musizierens1 in den Instrumentalunterricht integriert werden kann. Beide Konzepte basieren auf Überlegungen zum Umgang mit Kompositionsaufgaben und grundlegenden Schritten für das Komponieren mit Schülerinnen und Schülern.

Kompositionsaufgabe – ein Paradox

Von einem Kompositionsvorhaben ist die Rede, wenn sich Schülerinnen und Schüler eine musikalische Aufgabe im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst stellen.2 Eine bestehende Kompositionsaufgabe an Schülerinnen oder Schüler heranzutragen, scheint somit zunächst paradox. Kompositionsaufgaben sollen die Schülerin oder den Schüler dazu anregen, ein eigenes Kompositionsvorhaben zu entwickeln. Statt einer „richtig“ gelösten Aufgabe müssen vielfältige Lösungswege angeboten werden. Einerseits öffnen sie den Raum für Ideen, andererseits müssen sie genügend Halt für Ausgangspunkte bieten, die das Komponieren in Gang setzen.3 Eine Kompositionsaufgabe kann somit als Anreiz verstanden werden.

Anliegen

Ausgehend von einem Anreiz entwickeln komponierende Schülerinnen und Schüler meistens zunächst ein außermusikalisches Anliegen.4 Dieses Anliegen wird zu einem musikalischen Anliegen transformiert. Dafür kann sich die Schülerin oder der Schüler folgende Fragen stellen: Was ist das Entscheidende, das mich an meinem Anliegen interessiert? Wie gehe ich mit meinem Anliegen um? Wie wirkt sich mein Anliegen auf die Musik aus, die entstehen soll? Das musikalische Anliegen bestimmt den weiteren Komposi­tionsprozess, in dem musikalisches Lernen stattfindet.

1 s. Andreas Doerne: Umfassend musizieren. Grundlagen einer Integralen Instrumentalpädagogik, Wiesbaden 2010, insbesondere S. 80 ff., über die „modale Dimen­sion: Interpretieren, Improvisieren, Komponieren“.
2 s. Matthias Schlothfeldt: Komponieren im Unterricht, Hildesheim 2009, insbesondere S. 113, wo Komposi­tionsprojekte von Gestaltungsaufgaben abgegrenzt werden.
3 „Wenn man komponiert, macht man Bekanntschaft mit einer umfassenden musikalischen Freiheit und lernt gleichzeitig, Verantwortung für eigene Gestaltungsversuche zu übernehmen.“ Andreas Doerne, S. 89.
4 „Ein Kompositionsvorhaben ist mit einem oder mehreren kompositorischen Anliegen verbunden, dem bzw. denen hauptsächlich mit musikalischen Mitteln zum Ausdruck verholfen wird. Dieses Anliegen, die kompo­sitorische Intention, kann am Anfang der kompositorischen Arbeit stehen oder während der Arbeit entstehen. Es kann als Gestaltungsaufgabe bezeichnet werden, die ein Komponist sich stellt.“ Matthias Schlothfeldt, S. 36.

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