Pinksterboer, Hugo
Pocket-Info Klarinette
Basiswissen kompakt, Praxistipps, Mini-Lexikon. Die wirklich wichtigen Facts!
Die Reihe Pocket-Info ist die deutsche Fassung der englischsprachigen Tipbooks, die von Hugo Pinksterboer in Zusammenarbeit mit vielen internationalen Musikern entstanden ist. Die Taschenbücher sind alle nach dem gleichen Konzept gestaltet und bieten dem Leser (der als Duzbruder angesprochen wird, was in einem Sachbuch völlig überflüssig ist) vor allem Wissenswertes über die Bauweise der Instrumente, deren Funktion sowie praktische Tipps für den Kauf eines Instruments.
Besonders umfangreich ist in dem Klarinettenband das Kapitel „Eine gute Klarinette“. Ausführlich wird auch auf die Problematik von Mundstück, Bahn und Blatt eingegangen. Dagegen wird die Geschichte der Klarinette auf vier Seiten komprimiert. Aber die Pocket-Infos wollen ja auch nur „Die wirklich wichtigen Facts!“ (konnte man nicht „Fakten“ schreiben?) bieten.
Zweifellos enthält der vorliegende Band eine Fülle von Informationen, die den Neugierigen zufriedenstellen, allerdings hätte der Klarinetten-Band überarbeitet werden müssen, da er den Ansprüchen an den deutschsprachigen Raum, der durch die Verwendung des deutschen Systems geprägt ist, nicht gerecht wird. Die spieltechnischen Angaben, Erklärungen und Skizzen gehen primär vom Boehm-System aus.
Wird dann die deutsche Klarinette dargestellt, so entsprechen einige Begriffe nicht den üblichen Benennungen und die Ausführlichkeit der Angaben lässt zu wünschen übrig: Die Skizze der deutschen Klarinette wird nur unvollständig in Bezug auf die Klappen und Tonlöcher kommentiert. Die Rollen an den Klappen werden als Walzen bezeichnet und die Bezeichnung „Kehlenregister“ für die kurzen Töne ist auch nicht geläufig. Die Feststellung, dass die Mehrzahl der deutschen Klarinettisten ihr Blatt mit einer Schnur befestigen, müsste erst noch bewiesen werden… Auch das deutsche Musikleben wird nicht reflektiert, wenn als erste Möglichkeit, eine Lehrkraft zu suchen, das Musikgeschäft und nicht die Musikschule angegeben wird. Außerdem sind die Oktavlagen-Bezeichnungen nicht korrekt übertragen.
Bei den Hinweisen auf Fachzeitschriften fehlt der Verweis auf rohrblatt und die niederländische Zeitschrift de clarinet. Sprachliche Mängel lassen ebenso eine Bearbeitung vermissen. Das erste Kapitel trägt die Überschrift „Klarinettisten“, lässt also Informationen über bedeutende Interpreten erwarten, informiert aber über Ensembles, in denen die Klarinette vorkommt, wo sie verwendet wird und wie lange es dauert, bis man etwas Passables auf dem Instrument hervorgebracht hat. Daneben gibt es viele Kapitelüberschriften wie „Der Rest“, „Schwer zu sagen“, „Anders“ oder „Plötzlich“, die nichts über den zu erwartenden Inhalt aussagen, sowie Ungenauigkeiten, die durch verkürzte Formulierungen entstehen.
Der Klarinettenband der Pocket-Info-Reihe ist ein gut gemeinter Ratgeber, dessen Konzeption aber für den deutschen Markt gerade bei diesem Instrument nicht schlüssig ist. Eine gute Alternative ist der zwar großformatigere, aber anschaulichere Band Die Klarinette von Rudolf Mauz aus der Reihe „Musikinstrumente entdecken“ im selben Verlag.
Heribert Haase