Losert, Martin (Hg.)
Quellen des Musizierens
Das wechselseitige Verhältnis von Musik und Pädagogik
Das Bild des Weges ist eine bekannte Metapher, wenn es um (musikalisches) Lernen geht. Es finden sich Umwege, Schleichwege, Sackgassen und anderes. Herausgeber Martin Losert allerdings hat nicht das Bild des Weges, sondern das der Quelle gewählt. Aus oftmals verstecktem Ursprung entsteht ein kleiner Bach, der mit der Zeit immer größer und kräftiger wird, bis er sich zu einem ruhig dahinfließenden Strom entwickelt.
Dass diese Metapher deutlich treffender ist, wird in vielen Beiträgen der knapp 20 AutorInnen, allesamt verdiente MusikpädagogInnen der Universität Mozarteum Salzburg sowie NachwuchswissenschaftlerInnen derselben, klar herausgearbeitet.
Michaela Schwarzbauer macht sich auf die Suche nach förderlichem Elternverhalten, welches sie auf geschickte Weise am Beispiel Mozarts und seines Vaters mit zeitgenössischen Musikern zu verbinden weiß.
Wie immer höchst gehaltvoll und mit einer Prise Humor versehen äußert Ulrich Mahlert kritische Ansichten zur Behauptung, dem ersten Lehrer käme eine größere Wichtigkeit zu als dem späteren. Er nimmt Bezug auf Adornos 1957 verfassen Aufsatz „Zur Musikpädagogik“ und kann dem darin angeführten Beispiel von Siegfried, der die Sprache der Vögel zu verstehen versucht, noch viele wichtige Gedankengänge anfügen. Als Konklusion stellt Mahlert so die Wichtigkeit der Verbindung von musikalischen und pädagogischen Qualitäten heraus.
Wolfgang Lessing schärft den Blick für den Unterschied zwischen lehrenden und künstlerischen Momenten im Unterricht. Hieraus entsteht ein klares Bild für Handlungsmuster, die sich in die Unterrichtspraxis integrieren lassen.
Dass aktives Musizieren und didaktisches Erklären ein sinnvolles Oszillationsmodell ergeben, aus dessen Balance sich ein prägender Instrumentalunterricht speisen kann, weiß Peter Röbke zu begründen.
Martin Losert gelingt es, Kompetenzbereiche eines Lehrers treffend zu analysieren und Antworten darauf zu finden, welche pädagogischen und musikalischen Fähigkeiten einen nachhaltigen Lernerfolg ermöglichen und begünstigen.
Höchst lesenswert sind zudem die Gedanken von Anna Maria Kalcher zum Thema Kreativität sowie von Imtraud Tarr über die sogenannten „Lecture Recitals“, welche als neuartige Form der künstlerischen Masterarbeit eine gelungene Verbindung zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und musikalischem Vortrag im Rahmen eines kommentierten Konzerts schaffen.
Dieses Buch, Festschrift zum 70. Geburtstag von Reinhart von Gutzeit, langjähriger Rektor der Universität Mozarteum Salzburg, enthält facettenreiche Anregungen und wertvolle Perspektiven, die das musikpädagogische Handeln bereichern. Viele Texte sind eine großartige fachliche wie persönliche Bereicherung und wichtige Impulsgeber unter den wissenschaftlichen Schriften der aktuellen Musikpädagogik.
Kristin Thielemann