Tschurl, Monika

Raum zur Kommunikation

Einzelhaft im Halbtagsjob? – Undenkbar!

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 1/2013 , Seite 22

Wenn ich mich mittags auf den Weg zur Musikschule mache, unser Hoftor hinter mir zuziehe und zu meinem Auto gehe, steht es meist schon recht einsam da. Die meisten Nachbarn sind längst fort. Ist der Beruf der Musikschullehrerin also ein Halbtagsjob – womöglich auch noch einer im einsamen Kämmerlein?

Nach meinem Studium in Köln glich mein Arbeitsleben einige Jahre lang einem bunten Mosaik aus verschiedenen Tätigkeiten: Privatunterricht, Honorarlehrkraft an einer Musikschule, Korrepetitorin eines philharmonischen Chors, Lehraufträge für das Pflichtfach Klavier an der Detmolder Hochschule, später an der Kirchenmusikhochschule Aachen. Das war wunderbar anregend und vielfältig. Und doch habe ich mich wie mit einem Sechser im Lotto gesegnet gefühlt, als ich meine feste Stelle an der Bonner Musikschule bekam. Nun kann ich alle meine Kräfte gebündelt in eine Institution fließen lassen, statt wegen der geringen Stundenzahlen nirgendwo richtig Fuß fassen zu können. Ausschließlich von PrivatschülerInnen zu leben, wäre mir außerdem tatsächlich zu einsam gewesen.
Eine Musikschule bietet für mich viel mehr Raum zur Kommunikation: In unserem Fachbereich finde ich viele KollegInnen, mit denen ich mich fachlich und menschlich austauschen kann. Allmonatliche fächerübergreifende Musikschulkonzerte und andere Projekte bieten mir und meinen SchülerInnen Gelegenheit, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Nicht zuletzt die Zusammenarbeit mit KollegInnen anderer Instrumente oder Ge­sang empfinde ich als Quelle der Inspiration.

Klavierkammermusik als besonderes Bonbon

Da die Kammermusik für mein eigenes Konzertieren eine große Rolle spielt, war es mir schon immer ein Herzensanliegen, meine SchülerInnen damit anzustecken. Nachdem ich schon einige Jahre lang im Rahmen des normalen Unterrichts und mit vielen freiwilligen Zusatzstunden kammermusikalisch gearbeitet hatte, bekam ich eine offizielle Klavierkammermusikstunde, die nun wenigstens einen Teil des Bedarfs deckt. Die Zusammenhangstätigkeiten sind für diesen Bereich meist umfangreicher als beim herkömmlichen Einzelunterricht: Überlegen, Besprechen, welche Formation für wen interessant sein könnte, Suchen nach geeigneten Partnern, was nicht selten zahlreiche Telefonate mit Kollegen benötigt, dann das Sichten der Literatur, das schwierige Jonglieren mit den Probenterminen und eine Vielzahl von Auftritten. Doch all das lohnt sich: Von den SchülerInnen wird es, auch wenn es zeitlich belastend ist, als Bereicherung empfunden. Wenn ich dann erleben darf, wie zwei dreizehnjährige Mädchen nicht nur musikalisch herausragend spielen, sondern auch freundschaftlich immer enger zusammenwachsen, oder ein Klavierduo sich erst kräftig zusammenraufen muss und dann doch bis zum Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“ segelt, empfinde ich das als besonderes Highlight.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 1/2013.