repertoire explorer tenor saxophone

Abwechslungsreiche Spielstücke für Anfänger, selected by James Rae

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Universal Edition, Wien 2012
erschienen in: üben & musizieren 1/2013 , Seite 64

Erneut möchte James Rae lernbegierige Saxofon-SchülerInnen leichte bis mittelschwere Spielstücke spielerisch erkunden und erforschen lassen. Schließlich weiß er aus Erfahrung: „Lehrerinnen und Lehrer müssen auf der Suche nach Material, um das Repertoire ihrer Schülerinnen und Schüler zu erweitern, nun nicht mehr Unmengen von Notenheften durchstöbern, um fündig zu werden.“ Und so bietet er auf kleinstem Raum eine Sammlung von insgesamt 36 modernen Spielstücken und Etüden für Tenor-Saxofon und Klavier an, die er in drei Schwierigkeitsgrade unterteilt. Der Klavierpart ist dabei ebenso unterschiedlich schwierig gesetzt. Die Auswahl „fand unter Berücksichtigung … des englischen Musikprüfungssystems statt“, so Rae im dreisprachigen, knappen Vorwort.
Allerdings relativiert sich bei genauerer Betrachtung der Stücke das vollmundige Versprechen vom Ende des Suchens etwas. Sieht man von den zehn kurzen Stücken ab, die der Herausgeber selbst beisteuerte, begegnet einem viel Bekanntes, was die erfahrene Lehrerin oder der kenntnisreiche Lehrer bereits zuhauf haben dürfte. Das Wiegenlied (Lullaby) von Johannes Brahms beispielsweise, das populäre Ro­samunde-Thema von Schubert, hier jeweils in einem Arrangement von Peter Kolman, oder das Chanson triste von Peter Tschaikowsky (arrangiert von John Harle). Es fehlt auch nicht das in beinahe jeder Instrumentalschule abgedruckte berühmte Menuett G-Dur (arrangiert von Rae) aus dem 1725 begonnenen Klavierbüchlein der Anna Magdalena Bach, welches jedoch nicht – im Heft leider falsch zugeordnet – von Johann Sebastian Bach stammt, sondern aus einer Klaviersuite des Dresdner Hoforganisten Christian Petzold entnommen wurde.
Aber auch populäre Stücke wie Oh when the Saints go marching in, das Londonderry Air – zeitweise auch als Danny Boy im Umlauf – oder Auld Lang Syne gehören zum Standardrepertoire bekannter Instrumentalschulen, unabhängig vom jeweiligen Inst­rument. Leider sind auch andere Stücke wie die von Wilhelm Popp, Ernesto Köhler oder Heinrich Soussmann nicht gerade unbekannt. Sogar die Stücke von Rae selbst sind nicht eigens für diese Kompilation komponiert worden, sondern aus älterer und anscheinend bewährter Literatur (zwischen 1993 und 2006) entnommen, was aber nicht unbedingt von Nachteil sein muss.
Übrig bleiben etwa ein Dutzend, ebenfalls bei der Universal Edi­tion veröffentlichte Spielstücke, die pädagogisch interessant sein mögen wie It Don’t Mean a Thing von Duke Ellington, The Silver Crown von Yale Storm oder jene englischen Piècen von Aubrey Beswick und David Bedford. Es bleibt trotz Raes ehrlichem Bemühen, den Lehrenden wie den Lernenden leicht spielbare Literatur zugänglich zu machen, auch in Zukunft niemandem erspart, weiterhin selbst Ausschau zu halten nach schöner und eingängiger Musik.
Werner Bodendorff