Messerschmidt, Ronja / Mats B. Küssner
Warm werden – Ankommen – Wohlfühlen – Studien zum Einfluss von Tonleitern und Improvisation auf das Wohlbefinden am Instrument
Warm up – Get in – Feel at ease – Studies on the influence of scales and improvisation on wellbeing at the instrument
Positive Effekte der Improvisation auf Musizierende wurden in theoretischer Literatur bereits vielfach aufgezeigt, allerdings selten empirisch erforscht. Dieser Artikel untersucht mittels empirischer Methoden den Einfluss der Improvisation auf das ganzheitliche Wohlbefinden am Instrument. Ziel ist es, zu erforschen, ob sich Improvisation als Einspielritual sowohl auf psychologische als auch physiologische Aspekte des Instrumentalspiels positiv auswirkt und diesbezüglich ebenso effektiv ist wie das etablierte Tonleiterspiel. Es wurde ein Experiment mit Instrumentallernenden durchgeführt, in dem Daten zu Wirkungen von Improvisation und Tonleiterspiel auf physiologische und psychologische Parameter erhoben wurden. Parallel wurde eine Befragung mit Instrumentallehrenden durchgeführt, in der Daten zu Häufigkeit und Art der Verwendung von Improvisation und Tonleiterspiel im Unterrichtsalltag erhoben wurden und außerdem erfragt wurde, welche Effekte Lehrende Improvisation und Tonleiterspiel zuschreiben. In der Studie mit Lernenden konnten keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Wirkung von Improvisation und Tonleiter festgestellt werden. Improvisation konnte folglich ebenso effektiv zu einem ganzheitlichen Wohlbefinden beitragen wie das Tonleiterspiel. Dieser Befund stellt einen Kontrast zu den Angaben der Lehrenden dar, die ergaben, dass Tonleiterspiel als Einspielritual weitaus häufiger verwendet wird als Improvisation. Dies zeigt, dass die Effektivität von Unterrichtsinterventionen grundsätzlich vermehrt empirisch untersucht werden sollte und das Wohlbefinden am Instrument als Forschungsgegenstand näher beleuchtet werden muss.
Abstract:
Positive effects of improvisation on musicians have been demonstrated many times in theoretical literature but have rarely been empirically studied. This article uses empirical methods to investigate the influence of improvisation on holistic wellbeing at the instrument. The aim is to explore whether improvisation as a warm-up has positive effects on both psychological and physiological aspects of instrumental playing and is just as effective in this respect as scale playing. An experiment was conducted with students in which data was collected on the effects of improvisation and scale playing on physiological and psychological parameters. A second survey was conducted with teachers in which data was collected on the frequency and type of improvisation and scale playing used in everyday teaching, as well as attributed effects to both warm-ups. In the students study, no significant differences could be found regarding the effect of improvisation and scales. Improvisation could therefore contribute just as effectively to wellbeing as scale playing. This finding contrasts with the teachers’ data, which revealed that scales are used as a warm-up more frequently than improvisation. This shows that the effectiveness of teaching methods should be further investigated empirically and that wellbeing at the instrument needs closer attention.