Doll, Frank
Rhythm on Guitar
Sicherer Groove und Anschlag – die Rhythmuslehre für Gitarre, mit CD
Während sich Schlagzeuger und Pianisten dem Rhythmus in der Musik recht konzeptionell und mithilfe aufgeschriebener Beispiele nähern, bleibt für viele GitarristInnen dieses Thema eher im Dunkeln. Frank Doll versucht, in seinem zweiten Buch für den Schott-Verlag einige Lücken zu schließen und rhythmische Theorie mit der gitarristischen Praxis zu verbinden.
Im ersten Teil von Rhythm on Guitar findet man eine Einführung in Notenschrift und Taktarten. Anhand verschiedener Übungen zum Spielen und Transkribieren kann sich der Nachwuchs-Gitarrist mit Ganzen, Halben und Viertelnoten vertraut machen. Gelungen sind die praktischen Anwendungen, bei denen einfache Akkordfolgen mit verschiedenen Strumming- und Picking-Patterns gespielt werden, um zu verdeutlichen, wie die gelernten Notenwerte und Rhythmen in der Praxis angewendet werden.
Teil B widmet sich der rhythmischen Unterteilung eines Takts in Achtel, Sechzehntel und Triolen. Doll erklärt leicht verständlich das theoretische Konzept bestimmter Notenwerte, präsentiert rhythmische Patterns und zeigt Anwendungsbeispiele aus bekannten Rocksongs, was den Zugang enorm erleichtert. Viele SchülerInnen dürften beim Wort „punktierte Achtel“ desinteressiert abwinken, zeigen aber durchaus Interesse, wenn es um das Riff von Smells Like Teen Spirit geht. In zwei Soloanalysen (Johnny B. Good und You Shook me All Night Long) demonstriert der Autor, wie man mithilfe der simplen Achtelrhythmen Rockgeschichte schreiben und Tonleitern interessant nutzen kann.
Anschließend steigt man mit Achtel- und Viertel-Triolen sowie Sechzehntel-Rhythmen tiefer in die rhythmische Materie ein. Doll erklärt gut nachvollziehbar den Unterschied zwischen binär und ternär, gibt Tipps, wie man die rhythmischen Phänomene technisch umsetzt (z. B. Wechselschlag bei Sechzehntelnoten), und liefert jede Menge zeitgemäßes, praktisches Material für die erklärte Theorie. Im letzten Kapitel des Buchs geht es dann um den kreativen Umgang mit Rhythmen und Licks bzw. Tonleitersequenzen. Anhand einer melodischen Figur zeigt Doll wie man mithilfe von Dopplung, Beginn an verschiedenen Stellen im Takt, Einsatz von Triolen und Offbeats aus einer Phrase ein ganzes Solo stricken und diese auch harmonisch anpassen kann. Hier klingen die gut gedachten Beispiele hin und wieder etwas theoretisch, erfüllen aber trotzdem ihren pädagogischen Zweck.
Hilfe beim Üben liefert die gut produzierte beiliegende CD, die 200 Beispiele als MP3-Files bietet. Die Songs bekannterer Musiker wie AC/DC, Metallica und Co findet man zwar nicht, aber das kann man verschmerzen. Frank Doll schafft mit Rhythm On Guitar den Spagat zwischen Theorie und Praxis und bietet gutes Übematerial für Gitarrenunterricht oder autodidaktische Weiterbildung – ein gelungenes Buch!
Martin Schmidt