Rieding, Oskar / Ferdinand Küchler

Rondo G-Dur op. 22/3 / Concertino G-Dur op. 11

für Violine und Klavier / für Violine und Streicher, Partitur und Stimmen/für Violine und Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2016
erschienen in: üben & musizieren 1/2017 , Seite 59

Ihre Kompositionen gehören seit über hundert Jahren zum Standardrepertoire kleiner Geiger und Geigerinnen, sind im Violinunterricht unverzichtbare Eckpfeiler der Ausbildung geigerisch-instrumentaler wie musikalischer Kompetenz. Wer erlebt hat, mit welcher Wonne und Begeisterung die Kinder etwa Riedings Concertino in ungarischer Weise spielen und sich dabei ­sozusagen durch die Hintertür grundlegendes geigerisches Rüst­zeug aneignen, weiß um den Wert und die immense Bedeutung dieser Literatur.
Biografische Details über das Leben und Wirken dieser beiden Musiker-Pädagogen sind allgemein weit weniger präsent als ihre Kompositionen. Oskar Rieding wurde 1840 in Norddeutschland geboren und erhielt seine Ausbildung an der Akademie der musikalischen Künste in Berlin und am Leipziger Konservatorium. Nach einer kurzen Zwischenstation in Wien folgte er einem Ruf des berühmten Dirigenten Hans Richter und übernahm 1871 den Posten des Konzertmeisters des Orchesters der Budapester Oper. Während der nächsten 32 Jahre schrieb er dort seine berühmten Schülerkonzerte mit gestaffelt ansteigenden Schwierigkeitsgraden, daneben etliches an Salonstücken für Violine und Klavier.
Bei Schott ist nun sein wohlbekanntes Rondo in G-Dur op. 22/3 erschienen, ein hübsches, lebendiges kleines Stückchen mit bescheidenem geigerischen Anspruch. Es ist vollständig in der ersten Lage spielbar und eignet sich so für unsere kleinen StreicherInnen.
Beides lässt sich gleichermaßen auch von Küchlers Concertino in G-Dur op. 11 sagen. Ferdinand Küchler, eine Generation später als Rieding in Gießen geboren und ausgebildet am Dr. Hoch’-schen Konservatorium in Frankfurt am Main, zählt zu den bedeutendsten Violinpädagogen seiner Zeit. Seine Violinschule ist ein Meilenstein auf dem Weg zu unserer heutigen, modernen Violindidaktik.
Das erste seiner vier Concertini für Violine und Klavier zeichnet sich, wie Ulrich Schliephake im Vorwort der neuen Ausgabe bemerkt, „durch Einfachheit, Klarheit und Schönheit aus. Die Themen sind kindlich fasslich, aber niemals banal und simpel […]. Küchler folgt konsequent dem Prinzip der Progression: vom Einfachen zum Schwierigeren. Behutsam erweitert er in jedem Satz die Anforderungen. […] In der Bogenführung geht er noch behutsamer vor […]. Die Artikulationspalette des détaché und legato wird erst im 3. Satz um kürzer gestoßene oder gesprungene Noten erweitert.“
Neben Küchlers Original bietet Schott zusätzlich noch eine Version für Violine und Streichquartett, Kontrabass ad. lib. (Streichorchester) an. Das Arrangement hat Wolfgang Birtel besorgt, hochprofessionell und mit feinem Gespür für Klangfarben.
Herwig Zack