Langer, Michael

Saitenwege

Der sehr leichte Einstieg in die Welt der klassischen Gitarre/Der leichte Einstieg in die Welt der klassischen Gitarre, jeweils mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Dux, Manching 2009
erschienen in: üben & musizieren 4/2010 , Seite 60

Der schon seit vielen Jahren international anerkannte Gitarrist und Komponist Michael Langer aus Wien, der immer wieder sehr erfolgreich Brücken zwischen der akademisch tradierten klassischen Gitarre und der stets nach neuen musikalischen Wegen suchenden Popularmusik schlägt, setzt mit den vorliegenden zwei Bänden seine vorbildlichen Neuausgaben von älterer und neuerer Musik fort. Beide Editionen, jeweils knapp 100 Seiten umfassend, sind nach gleichem Muster aufgebaut, was eine voneinander unabhängige Nutzbarkeit gewährleistet. Es sind Beispiele aus fünf Jahrhunderten Gitarrenmusik in diversen Stilen, die sich je nach Können im Anschluss an eine elementare Ausbildung, teilweise auch schon parallel dazu hervorragend einführen lassen.
Stilistisch reichen sie von der Renaissance über Barockzeit, Klassik und Romantik bis zu Arrangements sowie Original-stücken aus dem Bereich Weltmusik, denen sich ein Best-of verschiedener Popmusikkompositionen für klassische Gitarre anschließt, wobei es in der Notation zwischen Klassik und Pop keinen Unterschied gibt. Der Schwierigkeitsgrad reicht von „sehr leicht“ bis höchstens „mittelschwer“ im zweiten Band und ist zu jedem Stück angegeben.
Was diese Editionen besonders auszeichnet, ist ihre Detailgenauigkeit in den spieltechnischen Angaben. So hat Langer nicht nur jeweils eine Zeichen-Legende dem Notentext vorangestellt, sondern er gibt damit auch gleich methodische Hinweise auf dem Weg zu einer eigenen Interpretation. Es sind zum Beispiel „mit großer Genauigkeit einige Vorschläge für das Dämpfen von Leersaiten notiert, da dies immer wieder als Problem formuliert wird“. Diese lobenswerte Praxis sowie die in der Gitarrenmusik noch sehr selten anzutreffende Einfügung musikalischer Phrasierungsbögen sind überfällig und nötig, zeigen sie doch den Unterschied zwischen Saitenzupfen und Musizieren auf.
Die Fingersatzangaben für beide Hände sind zahlreich und sehr überlegt gestaltet; auch in diesem Punkt können die Neuausgaben Vorbildcharakter für sich beanspruchen, ebenso bei der Prägnanz des von Langer selbst gestalteten Notensatzes. Zur Überprüfung des eigenen spielerischen Könnens und/oder als Vorbild für die Gestaltung eines noch unbekannten Stücks sind sämtliche Titel auf einer beigelegten CD von Langer eingespielt, die er aber „nur als Service und Hilfe bei der Entwicklung eigener Vorstellungen und Vorlieben“ verstanden wissen will.
Michael Langer hat mit diesen beiden methodisch-didaktischen Neuausgaben weitere vorbildliche Zielmarken gesetzt, die von GitarrenpädagogInnen nicht außer Acht gelassen werden können.
Jürgen Libbert