Müller, Torsten / Werner Stadler / Mari Honda / Uwe Kühner

Schlagzeug spielen und lernen

Band 1-3 / Handbuch für den Unterricht, hg. von Wolfgang Hartmann, Rudolf Nykrin, Hermann Regner

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2006
erschienen in: üben & musizieren 3/2007 , Seite 63

Die besondere Bedeutung des Schlagzeugs für die Musikschularbeit scheint noch nicht überall erkannt worden zu sein. An den Schnittstellen zwischen Klang und Geräusch, Musik und Bewegung, Stimme und Instrument angesiedelt, dabei in unterschiedlichsten Stilistiken von großer Bedeutung, hat die Perkussion das Zeug zum Kerninstrument. Das Schlagzeug kann Herz und Motor der Musikschule sein.
Oftmals scheitert der Schlagzeugunterricht aber bereits in seinem Anfangsstadium. In aller Regel fehlt ein durchdachtes musikalisch-pädagogisches Konzept. Erschwerend kommt hinzu, dass wir es beim Schlagzeug nicht nur mit einem einzigen Instrument, sondern mit einer ganzen Instrumentenfamilie zu tun haben. An diesem Punkt setzt das aus drei Schülerarbeitsheften und einem Lehrerhandbuch bestehende Unterrichtskonzept Schlagzeug spielen und lernen aus der Reihe „Wir lernen ein Instrument“ an. Es ist gedacht für Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren und setzt die musikpädagogischen Ideen der Materialien Musik und Tanz für Kinder fort. Nach vergleichbaren Ansätzen soll hier konkret an das Instrumentalspiel herangeführt werden.
In Entsprechung zum Lehrplan des VdM sind die schlagzeugerischen Inhalte von Anfang an weit gestreut. Bongos, kleine Trommel, Drumset, Stabspiele und Bodypercussion werden bereits im ersten Heft vorgestellt, Congas und Pauken im zweiten Heft. Das parallel zu nutzende Trainingsheft
(= Heft 3) bietet kurze und aufbauende Übungen, die systematisch die instrumentalen Techniken erarbeiten. Das Lehrerhandbuch enthält neben einer didaktischen Grundlegung ausführliche Unterrichtsvorschläge und zahlreiche ergänzende Materialien für den instrumentalen Einzel- und Gruppenunterricht.
Schülerhefte und Handbuch sind sorgfältig aufeinander abgestimmt, die Verweise auf parallel zu arbeitende Übungen und Stücke immer schnell zu erkennen. Die grafische Gestaltung ist an Musik und Tanz für Kinder angelehnt und versucht, der großen Zielgruppe mit den Trommelflöhen Tim und Tam einerseits und Fotos aktueller Popgruppen andererseits gerecht zu werden. Das gelingt im Großen und Ganzen recht gut, wirkt insgesamt aber etwas bieder.
Die Übungen und Vortragsstücke, darunter auch Kompositionen für mehrere Instrumente und Duos für Schüler und Lehrer, bauen methodisch sehr gut und klar aufeinander auf, bleiben aber etwas zu oft „Kleine Spielstücke für die Geläufigkeit“. Stilistisch reicht die Bandbreite lobenswerterweise von Geräuschexperimenten über Volkslieder bis zum Rocky Rondo, insgesamt dürfte es aber gerne auch einmal etwas weniger brav zugehen.
MusikpädagogInnen werden die Arbeit mit diesem Unterrichtskonzept erst einmal üben müssen, da man nicht einfach von der ersten bis zur letzten Seite durchunterrichten kann. Sie werden die Materialien aber lieben lernen, ihr Einsatz wird belohnt durch einen abwechslungsreichen, spannenden und lehrreichen Unterricht, der sehr genau auf die individuellen Wünsche und Fähigkeiten der SchülerInnen reagieren kann.
Ein wesentlicher Pluspunkt des vorliegenden Konzepts liegt darin, dass es auch für Blockflöte, Querflöte, Klavier und Geige erschienen ist, wodurch die Zusammenarbeit von verschiedenen Instrumenten im instrumentalen Anfangsunterricht vielfältig unterstützt wird. Schlagzeug spielen und lernen ist praxistauglich und bereichert den Unterricht.
Stephan Froleyks