Rossi, Mike
Scungilli / The Forty Club
jeweils für 3 Blasinstrumente und Rhythmusgruppe, Partitur und Stimmen
Der Verlag advance music hat sich auf Jazz und jazzverwandte Musik sowie auf Klezmer und ethnische Musik spezialisiert und hat bereits ein gutes Dutzend Hefte von Mike Rossi, einem amerikanischen Jazz-Saxofonisten und Lehrer, im Programm.
Rossi, der längere Zeit in Südafrika gelebt und unterrichtet hat, legt mit den Heften Scungilli und The Forty Club zwei Stücke für „Mixed Ensemble“ vor. Das sollte nicht falsch verstanden werden, denn auch wenn Stimmen in C beiliegen, auf denen neben Flöte und Oboe die Instrumente Gitarre und Violine angegeben sind, sind diese beiden Stücke primär für drei Blasinstrumente und Rhythmusgruppe gedacht.
In Verbindung mit Stichworten aus dem Vorwort wie südafrikanischer Jazz, der auf traditionellen südafrikanischen Liedern basiert, ist meine Neugier sofort geweckt, denn Material für flexible Besetzungen in Stilarten abseits der üblichen Pop-Rock-Hits oder aufgewärmten Klassik-Arrangements sind immer eine bereichernde Abwechslung für Lehrkräfte und SchülerInnen.
Das schnelle und swingige Scungilli stammt aus Rossis Studienzeit in Boston und beschreibt die im dortigen „Little Italy“ stattfindenden Feste. Im bläserfreundlichen fis-Moll gehalten, mit nur wenigen Taktwechseln, bietet es viel Raum für Improvisation und Solos. Allerdings sollten geübte Jazzer am Werk sein, um mit diesem Stück fertig zu werden.
The Forty Club, ein Blues in d-Moll, hat Rossi zu seinem 40. Geburtstag komponiert, während er an der University of Kwazulu-Natal in Durban, Südafrika, unterrichtete. Der groovige 12/8-Schlagzeugpart und die synkopierte Bassfigur untermalen die dissonanten, aber nicht uninteressant zu spielenden Bläserharmonien. Dieses Stück ist deutlich leichter, eingängig und für die Improvisationsteile sind, anders als bei Scungilli, durchgängig Notenbeispiele abgedruckt.
Neben einer Partitur finden sich in dieser Ausgabe die erste und dritte Stimme in den Transpositionen C, B und Es, die zweite Stimme (warum auch immer!) nur in Es und B sowie eine Stimme für die Rhythmus-Section. Die beiden Coverumschläge sind innen mit dem identischen Text bedruckt und beinhalten einige Hinweise zur Aufführung und kurze generelle Anmerkungen zum südafrikanischen Jazz. Leider gibt es keine deutsche Übersetzung.
Schade auch, dass bei beiden Stücken eine Demo-Aufnahme und ein Play-along fehlen, denn diese könnten auch weniger versierten SpielerInnen helfen, sich diese etwas abseits des üblichen Jazz-Mainstreams liegende Musik zu erschließen und die Improvisationsteile zu üben. Für 28 Euro pro Heft hätte ich schon etwas mehr erwartet. Trotzdem bleiben die Stücke ein interessantes Experiment mit südafrikanischer Jazzmusik. Und vielleicht findet sich doch das eine oder andere fortgeschrittene (Schüler-)Ensemble, welches mit diesen Stücken bei einem Auftritt punkten kann.
Kristin Thielemann