Naske, Elisabeth

Sechs Duette

Klingende Geschichten für zwei Celli, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2014
erschienen in: üben & musizieren 5/2015 , Seite 58

Dreh- und Angelpunkt von Elisabeth Naskes Kompositionen sind Geschichten. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich bei ihren Werken um Musiktheater für Kinder handelt, mit dem sie bekannt geworden ist, oder um kammermusikalische Stücke wie die hier vorliegenden sechs Duette für zwei Celli. Inspiration geben der 1963 geborenen Cellistin und Komponistin oft Kinderbücher: So vertonte sie unter anderem im Auftrag der Jeunesse Österreich Das kleine Ich bin ich von Mira Lobe, für die Wiener Volksoper Die feuerrote Friederike von Christine Nöstlinger und Die Omama im Apfelbaum nach Mira Lobe für die Wiener Staatsoper. Naskes Kompositionen sind stilistisch weit gefasst. Ihre Kinderopern bedienen sich auch aus Genres wie Musical oder Operette, sind eingängig und kindgerecht, ohne dabei jedoch ins Kitschige abzudriften.
Die sechs Duette sind über einen Zeitraum von nahezu zehn Jahren entstanden. Bindendes Element der einzelnen Stücke ist die Verklanglichung von Geschichten, Stimmungen und musikalischer Kommunikation. Der Untertitel „Klingende Geschichten“ ist somit Programm. Die musikalische Umsetzung ist inst­rumentenspezifisch gelungen: Hier kommt Naskes eigene cellistische Ausbildung zum Tragen. Dabei sind die Kompositionen sowohl rhythmisch als auch technisch und im Zusammenspiel sehr anspruchsvoll. Beide Cellostimmen sind gleichwertig zu betrachten und von ähnlichem Schwierigkeitsgrad.
Zwiefach spielt mit einem Echoeffekt, dem sogenannten Delay, einer Technik, die in der elektronischen Musik häufig zum Einsatz kommt. Nur um ein Achtel versetzt „jagen“ die beiden Celli durch dieselbe Stimme, ohne sich je einzuholen. So entstehen spannende Klangüberlagerungen und Schwebungen. In L’orgue de barbarie entwickelt sich aus der anfänglichen „Leierkastenmusik“ mit Bordunbass und sehnsüchtiger Flageolettmelodie ein munteres Spiel, das immer wieder Elemente des Leierkastens aufgreift und sich ständig weiterentwickelt.
Die Celloduette Boccherinis und Boismortiers sind Vorbild für Naskes Petite pièce classique. Häufige unerwartete harmonische Wendungen werfen einen augenzwinkernden Blick auf die Komposition. Während die CellistInnen in Pizzicando große Fingerfertigkeit und Variabilität der rechten Hand benötigen, bringt Lacrimae durch Intervallspannungen, Dissonanzen und stetige Wiederholungen Schmerz und Trauer zum Ausdruck. In Papillons umspielen sich die beiden Celli in einem virtuosen Tanz in den höchsten cellistischen Lagen.
Elisabeth Naske legt mit ihren sechs Duetten eine gelungene und vielseitige Sammlung klingender Geschichten für zwei Celli vor, die nicht nur den InterpretInnen sondern auch den ZuhörerInnen einiges zu erzählen hat!
Anna Catharina Nimczik