Ausländer, Peter
Sehen – Hören – Gestalten
Bildungsprozesse beim Umgang mit den Künsten
In diesen Tagen erschien ein umfangreiches Buch jenseits aller Formate und Genres. Ein besonderes Buch, ein Buch, das viele Bücher ist. Auf 400 Seiten ist es Materialsammlung, wissenschaftlicher Text, Bilderbuch, musik- und kunstgeschichtliche Betrachtung sowie pädagogisch-ästhetischer Leitfaden. Eine höchst empfehlenswerte Fundgrube zum Stöbern, Kreuz-und-quer-Lesen, Ausprobieren, zum Sich-Freuen und Staunen.
Bei der Lektüre ist man vom ersten Moment an nah dran am Autor Peter Ausländer, dessen mittlerweile 75 Jahre langes Leben geprägt war und ist von großer Begeisterungsfähigkeit, offenen Augen und Ohren sowie einem großen Herzen. Peter Ausländer ist Künstler (über alle Sparten hinweg), Pädagoge und Mensch der kulturellen Bildung, bis zu seiner Emeritierung lehrte er als Professor für Musik und Bewegung im Fachbereich Sozialwesen an der Fachhochschule Bielefeld. Davor war er über Jahrzehnte Dozent für kulturelle Bildung mit dem Schwerpunkt Musik, Tanz und Theater im Jugendhof Vlotho.
1974 initiierte und gründete er diese erste Jugendkunstschule mit integrativem Konzept, eine als Modell anerkannte Einrichtung, in der konsequent spartenübergreifend gearbeitet wurde und deren gruppenpädagogische Ausrichtung sich bewusst kritisch gegenüber den Jugendmusikschulen mit deren damals noch ausgeprägt monothematischer Struktur und den ihnen immanenten Auslese- und Begabungsverfahren positionierte.
Sehen – Hören – Gestalten dokumentiert viele Beispiele dieser lebenslangen, nicht kompetitiven Beschäftigung mit den Künsten. Das Buch berichtet von Projekten mit alter und neuer Musik, von Aktionsräumen, Farbtönen und Farbklängen, von Gestalt und Struktur. Die Fixsterne Beuys und Cage leuchten hell am Himmel, das Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne des Philosophen und Pädagogen Hugo Kükelhaus tut sich auf, neuartige Instrumente werden gebaut –kreisend um den spielerisch lernenden Menschen gleich welchen Alters, dem der Künstlerpädagoge Peter Ausländer stets motivierend zur Seite stand und steht.
Kunst ist seine Lebensaufgabe und dementsprechend macht Peter Ausländer immer weiter. Durch Aktivitäten seiner Musica Curiosa mit Fideln, Lauten, Trompeten und vielen weiteren Instrumenten aus aller Welt oder ganz aktuell durch das Klangkunstfestival ad aeternitatem in seinem Wohnort Vlotho mit eigenen Werken und Kompositionen von z. B. Volker Staub, John Cage und Matthias Spahlinger bereichert und erfreut er die zahlreichen Mitwirkenden und das Publikum.
Den Abschluss seines Buchs bildet eine große und schöne Auswahl von Bildern, die ihm Schülerinnen und Schüler einst auf sein Versprechen hin, sie bei allen Gelegenheiten zeigen zu wollen, überlassen hatten. Peter Ausländer, der Menschenfreund, hat sein Versprechen gehalten.
Stephan Froleyks