Beutler, Irmhild

Selbst ersponnen, selbst erspielt

Komponieren im Blockflöten-Gruppenunterricht: Spiele und Komponierimpulse

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 5/2012 , Seite 35

Wenn Kinder im Anfangsunterricht komponieren, ist einiges anders als bei Fortgeschrittenen: Während sich bei jahrelangem intensiven Umgang mit Musik ein “musikalisches Denken” einstellt und Musike­rInnen darüber hinaus Kenntnisse in Tonsatz und Formenlehre haben, ist Musikschülern in den ersten Lernjahren die musikalische Sprache noch nicht (vollständig) zu eigen.

Schon während ich den Unterrichtsraum aufschließe, bestürmen mich meine BlockflötenschülerInnen: „Können wir heute mal ein eigenes Stück schreiben? Bitte! Ein eigenes Stück!“ Gern gebe ich ihrer Bitte nach, bietet doch das Komponieren eine großartige Möglichkeit, die eigene Kreativität zu erleben und zu trainieren. Doch Techniken der Form- und Strukturgebung fehlen zum größten Teil, und insbesondere jungen SchülerInnen ist das Symbolsystem der Notenschrift fremd – schließlich hat es keine unmittelbare Ausdrucksfähigkeit, anders als beispielsweise die Farben beim Malen.
Ich möchte daher einige Spiele und Kompositionsideen für den Gruppenunterricht vorstellen, die ohne traditionelle Notation bzw. ohne klassische Melodiebildungsregeln und Formenlehre auskommen. Ich habe sie in Gruppen von zwei bis acht Kindern sowie
in altersgemischten Gruppen bei Ensemblespiel-Workshops ausprobiert. Die Vorgehensweisen sind so angelegt, dass die ganze Gruppe an der Komposition beteiligt ist, aber Einzelne oder Paare bestimmte Arbeitsschritte übernehmen. Ziel der Spiele ist nicht, dass die SchülerInnen Kompositionen im Sinne von Meisterwerken erschaffen. Sie bekommen vielmehr die Gelegenheit, musikalische Ideen entstehen zu lassen und eine eigene Gestaltung aus musikalischen Elementen auszuprobieren. Dabei führt der Weg vom spontanen Spielen und Nachahmen zum inneren Hören und Planen, Zusammensetzen und Gestalten.

Was wollen wir ­komponieren?

Wenn man komponieren möchte, braucht man zweierlei: ein Thema und das dazu passende Material, mit dem man komponiert, also Töne, Klänge, Rhythmen, Geräusche, die man nach bestimmten Regeln formt und zusammenstellt. Meist biete ich der Gruppe eine Auswahl an Themen an, oft kommen Vorschläge der Kinder hinzu. Manchmal ergibt sich die Kompositionsidee aber auch erst während der Materialsammlung; so stellten einmal die SchülerInnen beim Spielen mit gleichzeitigem Stimmeinsatz plötzlich fest: „Das klingt ja wie ein Ungeheuer, wie ein Drache! Wir spielen eine Drachenmusik!“

Lesen Sie weiter in Ausgabe 5/2012.