Bach, Johann Sebastian

Sinfonien (15 dreistimmige Inventionen) BWV 787-801

Transkription für Streichtrio von Dmitry Sitkovetsky, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Doblinger, Wien 2015
erschienen in: üben & musizieren 6/2016 , Seite 57

Bachs Werk galt schon immer als unerschöpflicher und inspirationsreicher Fundus für PädagogInnen und Bearbeiter. Insbesondere die Präludien und Fugen aus dem Wohltemperierten Klavier, Die Kunst der Fuge oder nun die zweistimmigen Inventionen wie auch die dreistimmigen Sinfonien sind inzwischen für Bläser wie Streicher erhältlich. Auch die vorliegenden Inventionen sind bereits für Streichtrio bei Breitkopf herausgegeben worden.
Nun hat auch Doblinger unter dem Titel Sinfonien die dreistimmigen Inventionen für Streichtrio veröffentlicht, wofür als Herausgeber Dmitry Sitkovetsky verantwortlich zeichnete. Dieser ist nicht nur als Violinvirtuose bekannt, sondern auch als Dirigent, Festspieldirektor und Kammermusiker tätig. Schon 1984 hatte er eine Bearbeitung der Goldberg-Variationen für Streich­trio vorgelegt.
Der Untertitel in der leider vorwortlosen Ausgabe verwirrt zunächst, da die Inventionen doch eigentlich zweistimmig sind, hier jedoch als dreistimmig bezeichnet werden. Bach hatte die Inventionen zunächst Präambula genannt, die Sinfonien dagegen Fantasien. Bei ihm stand bei den 1723 in Köthen komponierten Stücken für Klavier bekanntlich der pädagogische Aspekt im Vordergrund. So lesen sich die 15 Inventionen und 15 Sinfonien als „Auffrichtige Anleitung“, so die Formulierung des Titelblatts, die Bach ursprünglich für seinen ältesten Sohn Friedemann geschrieben hatte. Sie dienen als erfindungsreiche Übungen zur Festigung der technischen und musikalischen Fähigkeiten (für Klavierspieler), dienen als „starcken Vorschmack“ aber gleichzeitig auch als Lehrwerk für Tonsatz und Komposition. Zum einen sind die Transkriptionen für Violine, Viola und Violoncello unter diesem Lehr- und Lernaspekt zu betrachten, auf die sich junge Streichensembles stürzen können. Zum anderen verändert sich nun der Charakter der Stücke hin zu kleinen Juwelen für eine intime Dreier-Beziehung unter Streichern, die Raum gibt für Interpretationen.
Sitkovetsky bereitete seine Arbeit kaum Probleme, da die Tonumfänge der einzelnen Klavierstimmen meist im Bereich der Tonumfänge der Streicher lagen. Und wenn ein Ton zu tief war, wurde er einfach oktaviert. Manche Legatobögen sind weggelassen und sinnvoll wie geigerisch durch andere ersetzt, begleitete Achtel- oder Viertelbewegungen sind mit geschmackvollen wie wirkungsvollen Pizzicatopassagen versehen. Nicht zuletzt notierte der Herausgeber auch einige Auf- und Abstriche. – Eine schöne Erweiterung der ohnehin nicht üppig bedachten Literatur für Streichtrio.
Werner Bodendorff