Muncan, Ivanka
Single String Playing
Beginn des Gitarrenspiels auf einer Saite
Der Beginn des Gitarrenunterrichts mit Lagenspiel von der ersten Lage an aufwärts führt oft zu “Höhenangst” vor hohen Lagen. Weshalb nicht zunächst mit nur einer Saite beginnen und auf dieser die Geografie der Gitarre begreifen?
Vor etwa dreißig Jahren bekam ich eine kleine gelbe Kunststoff-Gitarre von meinen Eltern geschenkt. Es dauerte nicht lange, bis ich ein Spiel erfand: die „Suchreise“. Ich begann, Melodien, die mir gefielen, entlang einer Saite zu suchen, ungeduldig, bis ich die richtigen Töne fand, um die ganze Melodie zu spielen. Ich zelebrierte dieses Spiel so regelmäßig, dass es meinem Vater auffiel – und bald saß ich mit einer „echten“ Gitarre als Schülerin in der Musikschule.
In der Musikschule lernte ich viel Neues kennen: das Lagenspiel, zunächst in erster und zweiter Lage, die Noten und klassische Gitarrenliteratur. Mein Suchspiel auf einer Saite setzte ich zu Hause noch vereinzelt fort, bis ich schließlich aufgrund des steigendes Niveaus meiner Musikschulstücke keine Zeit mehr dafür fand.
Erst während des Studiums fand dieses Spiel im Rahmen meines ersten Jazzgitarre-Unterrichts seine Fortsetzung, hier jedoch schon auf mehreren Gitarrensaiten. Erst damals erfuhr ich, dass es einen Namen für mein Suchspiel gab: transkribieren. Wow! Ich hatte als Kind ein Hochschul-Spiel entdeckt!
Lagenspiel versus Suchreise
Da es gängig war und im Studium so empfohlen wurde, habe ich viele Jahre mit meinen SchülerInnen im Anfangsunterricht mit dem Lagenspiel begonnen, also zunächst erste Lage, dann zweite Lage usw. Ich beobachtete aber wiederholt große Nachteile dieser Methode:
– Die ersten Bünde sind am weitesten voneinander entfernt.
– Die Töne können oft nicht benannt werden.
– Die Angst vor höheren Lagen jenseits des fünften Bundes ist die Regel.
– Die Anordnung der Töne auf dem Instrument wird nicht verstanden, da sie nicht so offensichtlich ist wie z. B. am Klavier.
– Daraus folgt: große Abhängigkeit vom Notenblatt und von Fingersätzen.
Lesen Sie weiter in Ausgabe 6/2017.