Hagen, Patrick

SingSong

11 Duette für Klarinetten, mittelschwer bis fortgeschritten

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Hofmeister, Leipzig 2010
erschienen in: üben & musizieren 4/2011 , Seite 60

Das insgesamt sehr ansprechende Cover ist geziert von zwei Klarinettenpaaren als Farbnegativ und -positiv (je auf Vorder- und Rückkarton), allerdings in Gestalt von Böhm-Klarinetten, angesichts derer sich SchülerInnen unserer Breiten klarinettistisch kaum motivierend wiederzuerkennen vermögen. Zumindest ein Instrument hätte doch dem Oehler-Modell frönen können, oder denkt man verlegerseits ausschließlich an den Umsatz in Tschechien oder Frankreich?
Die elf Klarinetten-Duette dagegen von Patrick Hagen (*1969), einem vielseitig erfahrenen Klarinettisten und Komponisten, sind gekennzeichnet von Esprit,  Farbigkeit und Abwechslung in Tonart und Charakter. Das „Singen auf der Klarinette“, von Hagens Lehrer Ferenc Hernad gemäß Vorbemerkung im Heft als wichtiger Zielpunkt der Klarinettenausbildung postuliert, ist als Inspirationsquelle des Komponis­ten diesen elf Sätzen anzuhören. Versonnen, manchmal von abrupten Gedankenwechseln abgegrenzt gerieten nicht nur langsame Sätze. Und dies unterscheidet die durchaus jazzbehauchten Duette wohltuend von vielen blues- bis swinggeprägten, traditionell gemachten Nummern mit festgemauerter Ober- und Unterstimme. Unter Wahrung der tonalen Bezüge bleiben die beiden Linien von SingSong individuell, ohne nach Klischeeklangfolgen zu heischen.
Wesentlich ist der gleichartige Anspruch an beide Klarinettenstimmen, die sich häufig kreuzen, im Einklang berühren oder im engeren Intervallspiel verweilen. Genaue Artikulationsangaben kennzeichnen die Duette. Die Lautstärkeangaben beziehen sich nie auf die Einzelstimme, sondern meinen immer den Zweiergesamtklang, sodass man sich auch vorstellen könnte, diese Duette z. B. auf Einzeltonakkordeon zu übertragen (ein Titel weist ohnehin in die Verwandtschaft mit „Martin’s Bandoneon“). Das rhythmisch freie Spiel in „I miss you!“ und das strenge Tanzmetrum in „Cha Cha Beach“ weisen als Antipoden auf die kreative Weite, wobei die rhythmischen Anforderungen einschließlich Synkopen-Varianten und Vierteltriolen nicht hinter den melodischen zurückstehen.
Der Klarinettenambitus geht bis zum c”’. Die Untertitelbezeichnung „mittelschwer bis fortgeschritten“ ließe sich auch zum „mittelleicht“ ausdehnen, sodass sich auch für weiter auseinanderliegende Ausbildungsstände in diesem Heft etwas findet. Wenn man mit diesem Begriff generell nichts Abwertendes verbindet, so sind diese Duette im besten Sinne Unterrichtsliteratur, die immer auch die Eignung zum Vorspiel einschließt. Patrick Hagen, der auch Musikschullehrer ist, hat gut daran getan, dieses kompositorische Geschenk an seine Klarinettenschüler allen zur Verfügung zu stellen.
Maximilian Schnurrer