Wierzyk, Wolfgang

Smart Piano

Der schnelle Einstieg ins moderne Klavierspiel, ­Spieltechnik, Liedbegleitung, Einführung in die Improvisation, Tipps für das Digitalpiano, mit MP3-CD und Online-Videos

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2017
erschienen in: üben & musizieren 2/2018 , Seite 56

Der erfahrene Klavierpädagoge, Keyboarder und Pianist Wolfgang Wierzyk hat mit Smart Piano eine Klavierschule entwickelt, die sich an Jugendliche und Erwachsene wendet, die mit dem Klavierspiel beginnen und sich bevorzugt mit Blues, Ragtime, Rock und Pop beschäftigen möchten. Der Aufbau des Lehrwerks ist übersichtlich und gründlich durchdacht. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die rhythmische Arbeit: Es werden unterschiedliche Rhythmusmuster trainiert. Diese Patterns bilden dann die Grundlage, den Groove für die kurzen Übungsstücke oder die Anregungen zur Improvisation.
Der Aufbau eines Songs mit Int­ro, Thema, Bridge und Outro wird systematisch erarbeitet. Dazu gibt es Spielstücke wie das mixolydisch gefärbte Reichlich rockig oder den rhythmisch ansprechenden Bass’n’Blues. Im letzten Drittel wird das Pedalspiel eingeführt und es gibt pianistisch ansprechende, leichte Charakterstücke wie die Blue Note Fantasie oder Nachtgedanken, wo das Klangpedal eingesetzt werden kann. Bei der einführenden Pedalübung und beim ersten Pedalstück Besinnlich ir­ritiert allerdings, dass die Sekunddurchgänge im Bass durchpedalisiert werden sollen.
Traditionelle Stile gibt es mit den beiden kleinen aeolischen Walzern in Moll, der Zeitreise, in der zwei klassische Begleitmuster vorgestellt werden, und der ­Eurovisionsmelodie mit kontrapunktisch geführter Bassstimme. Im dorischen Wechselspiel wird ein Rhythmuspattern trainiert, der im Rock häufig Anwendung findet, mit Anregungen zur melodischen Improvisation.
Oh when the Saints gibt es zweimal: Am Anfang mit einfacher Begleitung im Fünftonbereich, später mit anspruchsvollerer Rhythmik und Dreiklängen in der Begleitstimme. Zahlreiche Erläuterungen zu den Grundlagen des Klavierspiels und zur Notenlehre ergänzen die Charakter- und Spielstücke. Zu den Songformen mit Verse, Chorus und Solo gibt es Erklärungen, genauso wie zu Ragtime oder Blue Note.
Der Autor versäumt es aber, die häufig verwendeten modalen Tonarten vorzustellen. Viele einfache Rockstücke mit ihren ­nebeneinander liegenden Dur-­Akkorden entspringen z. B. dem Mixolydischen (durch die kleine Septime auf der siebten Stufe), die Modi Dorisch und Aeolisch kommen ebenfalls vor. Da im Lehrwerk schon früh Vorzeichen eingeführt werden, gibt es in einigen Stücken überraschende und gut klingende harmonische Wendungen.
„Noch eine Klavierschule? Das hat uns gerade noch gefehlt.“ So heißt es selbstironisch im Vorwort. Smart Piano füllt tatsächlich eine Lücke gerade im Hinblick auf Popmusik und bietet viel Interessantes und Instruktives.
Christoph J. Keller