Bu, A
Sonata No. 1 „Pinus“
für Klavier
Die erste Sonata des jungen chinesischen Jazzkomponisten und Jazz-Pianisten A Bu, eigentlich Dai Liang, geboren 1999 in Peking, vereint virtuoses pianistisches Können, jazzigen Groove, Anklänge an Jazzimprovisationen und kurze lyrische Elemente. Der Komponist studierte klassisches Klavier und Jazz-Klavier am Zentralen Konservatorium in Peking und an der Juilliard School in New York. 2015 wurde eine große Öffentlichkeit auf ihn aufmerksam, als er den ersten Preis beim Parmigiani Jazz Solo Competition im Rahmen des Jazzfestivals in Montreux (Schweiz) gewann.
Die Sonata No. 1 mit dem lateinischen Titel „Pinus“ (Pinie bzw. Kiefer) ist dem ukrainisch-russischen Jazz-Komponisten und Pianisten Nikolai Kapustin (1937-2020), den A Bu persönlich kennengelernt hat, und dessen Ehefrau Alla Kapustina gewidmet. A Bu verehrte Kapustins tiefe Kunstfertigkeit und musikalische Entschlossenheit. Erste Skizzen entstanden kurz nach Kapustins Tod im Juli 2020. Kapustin wurde bereits Ende der 1950er Jahre als Jazz-Pianist, Arrangeur und Jazz-Komponist berühmt. In seinen Kompositionen vereinte er neben Einflüssen der Jazz-Improvisation Prinzipien barocker Suiten. Zu seinen Werken gehören etwa zwanzig Klaviersonaten, sechs Klavierkonzerte, Instrumentalkonzerte, Klaviervariationen, Etüden und Konzertstudien.
Die große Verehrung für Kapustins Werke spiegelt sich in der ersten Sonata „Pinus“ auch in dem parallelen Aufbau und Jazz-Stil zu Kapustins Klaviersonate Nr. 1 op. 39 wider (lässt man den zweiten Satz außen vor). Die Uraufführung von „Pinus“ erfolgte am 4. Februar 2022 in der New Yorker Paul Hall, die zur Juilliard School gehört.
A Bus Debütkomposition wurde auch auf seinem ersten Solo-Klavieralbum New Memories bei Wergo veröffentlicht. Die Sonata besteht aus den Sätzen Vivace, Moderato, Scherzo und dem Finale Allegro molto, ist in der Satzbezeichnung also klassisch orientiert. Metronomangaben sind vorhanden, die Dauer des Stücks soll insgesamt 17 Minuten betragen. Es ist überwiegend sehr schnell angelegt. Fingersätze und Pedaleinsatz können nach eigenem Ermessen vorgenommen werden.
Vom Schwierigkeitsgrad ist es ein Werk für fortgeschrittene KlavierschülerInnen mit Liebe zum Jazz und für professionelle bzw. geübte Jazz-PianistInnen. Die Sonata besitzt einen jazzigen Variations-, fast Improvisationscharakter und ist – von kurzen nachdenklichen Episoden abgesehen – durchweg sehr beschwingt und heiter. Eingeleitet wird das Werk von einem kurzen, prägnanten Vorwort des Komponisten, übersetzt von Robert Schäfer, das wenige Angaben zur Spielweise und zur Bedeutung des Werks aufzeigt. Ein für JazzliebhaberInnen unverzichtbarer Teil zeitgenössischer Klaviermusik!
Claudia Behn