Triemer, Johann Sebald

Sonate C-Dur op. 1/1

für Violoncello und Basso continuo

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Pnticello Edition, Mainz 2015
erschienen in: üben & musizieren 4/2016 , Seite 57

Über den Cellisten und Komponisten Johann Sebald Triemer (1704-1756) sind nur wenig Informationen zu finden: Er wurde in Weimar geboren und musikalisch ausgebildet. Seine Konzerttätigkeit sowie ein weiterführendes Kompositionsstudium bei Boismortier führten ihn nach Hamburg, Paris, Alkmaar und schließlich nach Amsterdam, wo er verstarb. Triemers sechs Sonaten für Violoncello solo und Basso continuo erschienen um 1740, in einer Zeit, in der das Cel­lo sich als Soloinstrument etab­lierte. Die Kompositionen gehören zu den frühesten deutschen Cellosonaten.
Ihnen ist die Erfahrung des Verfassers im Umgang mit dem Inst­rument anzumerken. Dies äußert sich etwa darin, dass die Cellostimme gut in der Hand liegt, ­also ohne große Lagenwechsel und unangenehme Sprünge zu spielen ist. Bis auf wenige Ausnahmen ist der Tonumfang auf das Spiel in der ersten bis vierten Lage einschließlich des Oktavflageoletts begrenzt. Zudem stehen alle sechs Sonaten in Dur-Tonarten mit wenig Vorzeichen. Möglicherweise komponierte Johann Sebald Triemer sie aus pädagogischem Blickwinkel für eine Celloschule. Auf jeden Fall eignen sich seine Stücke gut für die Arbeit im Unterricht.
Im Original sind die Cellosonaten im Tenor- und Bassschlüssel notiert. Um auch SchülerInnen, die den Tenorschlüssel noch nicht beherrschen, den Zugang zu ermöglichen, liegt der hier vorliegenden Neuausgabe der ersten Sonate op. 1/1 in C-Dur eine zusätzliche, im Bassschlüssel notierte Stimme bei.
Die Sonate ist bei der Ponticello Edition erschienen, alle weiteren Sonaten sind in Vorbereitung. Als Quelle dient hierbei ein undatierter Nachdruck von Le Clerc Paris, ein Autograf der Sonaten ist leider nicht vorhanden.
Triemers erste Sonate enthält fünf kurze Sätze unterschied­lichen Charakters von jeweils etwa zwei bis drei Minuten. An ihnen können gut musikalische Gestaltung, Variation und Phrasierung, aber auch technisches Geschick trainiert werden. Sowohl im Largo als auch im Cantabile liegt der Schwerpunkt auf gesanglichem, dichtem Spiel und einer stringenten melodischen Linienführung. Virtuose Passagen mit Akkorden und Sechzehntelläufen mit vielen Saitenwechseln, bei deren Interpretation sich eine latente Zweistimmigkeit ergibt, herrschen im Allegro vor. Die Sätze Tempo di Gavotta mit ihren tänzerischen Punktierungen und die Giga Allegro mit vielen Akkordbrechungen runden die Sonate ab. Allen Sätzen gemeinsam ist die häufige, aber unterschiedlich gestalte­te Verwendung von Sequenzen.
Johann Sebald Triemer und seine Kompositionen sind zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Ein Glück, dass die Sonaten von der Edition Ponticello wiederentdeckt worden sind und publik gemacht werden! Hoffentlich finden sie größeren Anklang – verdient haben die Stücke es allemal.
Anna Catharina Nimczik