Schwaen, Kurt

Sonatine

für Fagott und Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Hofmeister, Leipzig 2005
erschienen in: üben & musizieren 5/2006 , Seite 69

Kurt Schwaen wurde am 21. Juni 1909 in Kattowitz geboren und stammt somit aus einer musikträchtigen Landschaft, in der sich zur Zeit seiner Kindheit und Jugend deutsche und slawische Musikkultur und Folklore eng berührten und gegenseitig befruchteten. Er gilt als geradliniger und nüchterner Komponisten. Sein Kennzeichen ist die schnörkellose Knappheit, sein Credo lautet: „Was du nicht in drei Tönen sagst, das sagst du auch nicht mit hundert.“
Schwaen ist ein sehr vielseitiger und produktiver Komponist, der für nahezu alle Gattungen und Instrumentalgruppen geschrieben hat. Er orientiert sich stets an der Volksmusik. Viele seiner über 600 Werke sind daher durch prägnante tänzerische Rhythmik gekennzeichnet, verbunden mit einer liedhaften und eingängigen Tonsprache. Schwaen war es stets ein Anliegen, für das Publikum verständliche Musik zu schreiben. Insgesamt zeichnen sich seine Werke durch große Klarheit, Leichtigkeit und Spielfreude aus – immer nach seinem Grundsatz: „Alles Leichte ist ungewöhnlich schwer.“
Die Sonatine für Fagott entstand 1965 und wurde im Auftrag und auf Anregung von Walter Miller, dem damaligen Solofagottisten des Orchesters der Städtischen Bühnen der Stadt Zwickau geschrieben und am 16. Oktober desselben Jahres von ihm uraufgeführt. Das Stück ist dreisätzig – Allegro vivo, Moderato, Allegro vivo –, die Dauer beträgt circa sieben Minuten. Es ist leicht bis mittelschwer und daher bestens für fortgeschrittene MusikschülerInnen geeignet.
Die Komposition orientiert sich traditionell an der einfachen Sonatenform mit Exposition, Durchführung und Reprise in einer neoklassischen Tonsprache, die deutlich an Paul Hindemith erinnert. Im ersten Satz wechselt der Solopart ständig zwischen einem perkussiven, synkopierten und einem gesanglichen Notentext, wobei das Klavier rhythmische Begleitfunktionen übernimmt. Der zweite Satz (Moderato) gibt beiden SpielerInnen die Gelegenheit, sich gleichberechtigt und partnerschaftlich im musikalischen Zwiegespräch zu präsentieren, während im dritten Satz (Allegro vivo) mit dem Wechsel der Notation zwischen acht und elf Achteln nicht nur ein sehr wirkungsvoller Schluss erzielt, sondern mit Sicherheit auch ein pädagogischer Anspruch vom Komponisten erhoben wird.
Diese Komposition ist eine wirkliche Bereicherung des Fagott-Repertoires und ist für die Verwendung im elementaren Bereich einer Musikschule und sicher auch als Literaturangebot für den Wettbewerb „Jugend musiziert“ bestens geeignet. lm Übrigen ist diese Neuerscheinung von hoher Qualität im Notendruck, hochwertigem Papier und entsprechender Übersichtlichkeit des Notentexts.
Alfred Rinderspacher