Schlimp, Karen
Sorglos – zornig – nervös
Gruppenimprovisationen zum Thema „Gemütszustände in der Musik“
Wenn Gruppen oder Ensembles miteinander musizieren, sucht man immer wieder nach geeignetem Material, das sich von Ensemblemitgliedern mit heterogenem Können gut umsetzen lässt. Eine Fundgrube dazu können Gemütszustände sein. Mit dem hier vorgestellten Material werden zwei unterschiedliche Stile und Zugänge einander gegenübergestellt.
Stilistisch frei
Warm-up 1: das „Fischespiel“
„Geht durch den Raum und bewegt euren Körper, wo er gerne bewegt werden möchte. Spürt nach, in welcher Verfassung ihr gerade seid, zum Beispiel müde, gelangweilt, neugierig, nervös… Nun stellt euch vor, ihr seid ein Fischschwarm. Bei einem Fischschwarm kann man beobachten, dass alle in die gleiche Richtung schwimmen. Wenn einer wechselt, wechseln alle mit. Man sieht nicht, wer der erste war.
Für euch heißt das, dass einer oder eine beginnt, sich in einer bestimmten Emotion im Raum zu bewegen, und die anderen machen mit. Wenn einer stehen bleibt, bleiben alle stehen. Eine neue Emotion wird dann umgesetzt – und so weiter.“
Anschließend wird die Gruppe geteilt: Die eine Hälfte bewegt sich, die andere Hälfte begleitet mit Instrumenten. Die Gruppe wird gebeten, Beispiele für Gefühle, Stimmungen, Launen verbal auszusprechen und dann gemeinsam in Bewegung umzusetzen. Die MusikerInnen begleiten die Emotion frei am Instrument. Falls aus der Gruppe zu wenig Ideen kommen, kann man als Leiterin selbst immer wieder Wörter einwerfen. Vortragsbezeichnungen verschiedenster Musikstücke stellen Beispiele bereit: majestätisch, melancholisch, ernst, beschwingt, lustig…
Umsetzen der Bilder „Heute bin ich“1
Je nach Gruppengröße empfiehlt es sich, die Gruppe in Duos oder Trios einzuteilen und eine Auswahl von sechs bis zwölf Bildkarten aus dem Buch Heute bin ich zu treffen, die im Raum verteilt werden. Jede Kleingruppe sollte sich mindestens zwei Bilder aussuchen und diese musikalisch umsetzen. Anschließend erfolgt die Aufführung. In einer Unterrichtseinheit wurden beispielsweise folgende Bilder ausgewählt: sorglos, zornig, nervös (siehe Abbildungen). Daraus entstanden folgende Musikstücke:
1. sorglos: Alle spielen melodisch vor sich hin, sie hören aufeinander, treten auch mal in Dialog, indem sie abwechselnd spielen oder motivisch von anderen etwas aufgreifen. Die Tonart ist Dur.
2. zornig: Die SpielerInnen spielen verzerrte Töne, immer wieder sfz, mittellange Töne, freitonal und geräuschhaft, laut. Die Kommunikation erfolgt dadurch, dass sie sich immer wieder übertönen wollen. Die Klangaktionen sind abrupt.
3. nervös: Die SpielerInnen musizieren leise, verwenden viele Repetitionen, eher enge Tonschritte, auch geräuschhafte Klänge, Tremoli und Triller werden auf verschiedenen Tonhöhen gespielt.
Reflexion
Nach Gruppenarbeitsphase und Aufführung ist es spannend zu thematisieren, wie welche Emotionen umgesetzt wurden. Welches Tempo, welche Artikulation, Lautstärke, Tonart, Klangerzeugung und Art des Zusammenspiels wurden gewählt?
1 Mies van Hout: Heute bin ich, Zürich 2012 (als Bilderbuch und mit Bildkarten erhältlich).
Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2015.