Wollschläger, Wolfgang

Spicy Piano

Bluespiano and more

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Friedrich Hofmeister, Leipzig 2014
erschienen in: üben & musizieren 6/2014 , Seite 55

Wolfgang Wollschläger, vielseitiger Komponist, Jazzpianist, Kabarettmusiker und Musiktheorielehrer, legt mit Spicy Piano ein Heft vor, das nur drei Stücke enthält. Der Titel ist wenig zutreffend gewählt, “scharf” im Sinne von heftig oder dissonant sind die Stücke nicht, sie bilden keine Sammlung, sondern sind recht unterschiedliche Einzelstücke unterschiedlichen Schwierigkeitsgrads.
Nur die erste Komposition ist ein Blues. Beginnend mit sehr einfacher Zweistimmigkeit bringen die folgenden Chorusse in der rechten Hand drei bis vier Stimmen, zum Teil auch in boogie-artigen Triolen. Anknüpfend an andere Blues-Piano-Schulen werden hier Materialien verschiedener Stücke in einem einzigen zusammengebracht.
Longing for… heißt eine klangschöne Ballade, bei der die linke Hand ausschließlich in Alberti-Figuren geführt ist, zum Teil mit Akkordgrundstellungen in unmittelbarer Aufeinanderfolge. Die Melodik klingt einfach, liegt jedoch nicht immer günstig, sodass ein Klavierschüler in der Lage sein sollte, selbst Fingersätze festzulegen, da in der Ausgabe hierzu keine Vorschläge enthalten sind.
Dies gilt auch und insbesondere für das letzte Stück Wintermusic Part I, dem längsten und schwierigsten der drei. Wie zuvor transponiert Wollschläger den Hauptteil, wodurch Probleme im Fingersatz entstehen. Der Komponist arbeitet hier überwiegend mit modalen Figuren, die an Chick Coreas Children’s Songs oder auch Debussys The snow is dancing erinnern. Zwei zunächst für die beiden Hände separat exponierte Ostinati werden später zusammengebracht, hierbei ergibt sich durch die Überlagerung von ternärer und binärer Rhythmik ein schöner, fließender Klangeffekt. Sehr passend zum Titel durchzieht eine melancho­lische Grundstimmung diese Komposition.
Klaviertechnisch werden gegenüber den ersten beiden Nummern höhere Anforderungen gestellt, der häufig erscheinende Ambitus einer None erfordert große Hände. Im Nachwort erklärt Wollschläger, dass die drei Stücke auch als Anregungen zum Improvisieren gedacht seien. Dies wird hier eher auf atmosphärischer Basis realisiert werden können, mittels Auswahl von Begleitpatterns, für Fort­geschrittene auch innerhalb der vorliegenden Songstrukturen. Für das Improvisieren werden keine Kommentierungen zur Verfügung gestellt, auch im Notentext finden sich hierzu keine Hilfen (wie Akkordsymbole, Doppelstriche u. Ä.).
Die Stücke lassen sich auch unverändert in der notierten Form spielen, sie eignen sich sowohl für das Selbststudium als auch den Klavierunterricht. Schade, dass Wollschläger nicht mehr als drei Stücke in dieses Heft eingebracht hat.
Christian Kuntze-Krakau