Abrams, Magdalena

Spielend Perspektiven schaffen – mit Musik

Wie aus einer studentischen Initiative der Verein „Musiker ohne Grenzen“ entstand

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 6/2014 , Seite 44

Wer den Namen “Musiker ohne Grenzen” zum ersten Mal hört, denkt schnell an “Ärzte ohne Grenzen” – eine große, weltweit agierende Organisation mit jahrzehntelanger Erfahrung. Hinter “Musiker ohne Grenzen” verbirgt sich jedoch ein junger Verein, der im Jahr 2008 von Studierenden der Hochschule für Musik und Theater Hamburg gegründet wurde.

Musik stillt keinen Hunger, aber sie ist Grundnahrungsmittel für die Seele. Musik schützt nicht vor Schlägen, doch heilt sie Wunden. Musik ist keine Sprache, doch kann sich jeder durch sie ausdrücken. Musik schafft keinen Weltfrieden, doch baut sie Brücken zwischen Kulturen. Kurz: Musik überwindet Grenzen.
Zentrales Anliegen des Vereins Musiker ohne Grenzen e. V. ist es, Menschen unabhängig von ihrer Lebenslage einen Zugang zu musikalischer Bildung zu ermöglichen und ein weltweites Netzwerk zwischen Menschen und Projekten zu begründen, die an dieser Vision mitarbeiten wollen. Das Konzept des Vereins ist nicht im Vorhinein geplant und ausgearbeitet worden, um es schließlich plangetreu umzusetzen. Vielmehr entwickelt und vervollständigt es sich bis heute in einem fortlaufenden Prozess, inspiriert von den unvorhersehbaren Fügungen des prallen Lebens. Das macht die Arbeit des Vereins sehr komplex, schwer beschreibbar – und außerordentlich lebendig!
Als Abiturientin legte ich 2005 den Grundstein für das Projekt und verbrachte einen einjährigen Freiwilligendienst im sozialen Brennpunkt „Guasmo Sur“ der Hafenstadt Guayaquil in Ecuador. In Zusammenarbeit mit der dort ansässigen Bürgerinitiative Asociación Movimiento Mi Cometa bot ich ein Jahr lang Instrumentalunterricht für Gitarre, Klarinette, Percussion, Gesang, Musiktheorie und später sogar Schlagzeug, E-Bass und Band-Coaching für die Kinder und Jugend­lichen des Viertels an. Die jungen Ecuadorianer waren hochmotiviert und kamen fast täglich in die kleine „Musikschule“, wie sie damals liebevoll genannt wurde.
Die Musikschule verfügte leider nicht über die nötigen finanziellen oder personellen Ressourcen, um auch nach meiner Abreise eine Weiterführung des Musikunterrichts zu ermöglichen. So bestand das Konzept schließlich darin, die jungen MusikschülerInnen das Musikprojekt selbstorganisiert weiterführen zu lassen. Die fortgeschrittenen Schüler – soweit man nach einem knappen Jahr Unterricht von „fortgeschritten“ sprechen kann – unterrichteten die weniger fortgeschrittenen Schüler. Für die Koordination der Projektstrukturen wurde eine demokratisch gewählte Leitungsstruktur aufgebaut. Auf diese Weise konnte das Musikprojekt eine Zeit lang auch ohne professionelle Lehrkräfte bestehen.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 6/2014.