Schulte im Walde, Christoph
Sprung ins kalte Wasser
Das Projekt Musethica möchte Aufführungspraxis und unmittelbaren Kontakt zum Publikum als zentralen Bestandteil der Musikausbildung etablieren
Die Qualität der Ausbildung an bundesdeutschen und europäischen Musikhochschulen bewegt sich auf hohem Niveau. Diese Tatsache wird niemand ernsthaft bestreiten, sie ist ablesbar an der musikalischen Kompetenz all der Studierenden, die ihre akademische Ausbildung mit einem Master oder – noch weit öfter – mit der künstlerischen Reifeprüfung abschließen. Und dennoch: etwas fehlt! Dies jedenfalls der Eindruck, den Avri Levitan während seines eigenen Studiums gewonnen hat.
Der 1973 in Tel Aviv geborene Bratschist bezweifelt keinesweg, „dass wir lernen zu musizieren, wir uns ein großes Repertoire erarbeiten, harmonische und strukturelle Kategorien analysieren können“ und vieles mehr. Doch was Avri Levitan an der Musikhochschule vermisst hat, war das Spielen! Das klingt zunächst verblüffend, beschreibt aber den Umstand, dass das Musizieren an und in den Hochschulen doch immer in einer Art geschlossenem System stattfindet. Stichwort Klassenvorspiel. Oder Prüfungskonzert. Hier trifft man auf ein Konzertpublikum mit einem ausgeprägten Hintergrundwissen, auch mit einer bestimmten Erwartungshaltung, die erfüllt werden soll. Aber ist dies wirklich die Aufgabe, die Rolle, die ausübenden MusikerInnen im späteren Berufsleben zukommt?
Lesen Sie weiter in Ausgabe 4/2025.