Morel, Elwin

Steps 1 / Encore! 1

Schule für Akustikgitarre, mit 2 CDs / Ergänzende kleine Spielstücke für den Anfangsunterricht Akustikgitarre, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Petrucci Music Publications 2010/11
erschienen in: üben & musizieren 2/2012 , Seite 64

Heutige Gitarrenschulen versuchen sich immer häufiger an dem Spagat, zwischen den musikalischen Genres und den daraus resultierenden verschiedenen Spieltechniken zu vermitteln. Auch Elwin Morels Schule für Akustikgitarre visiert eine möglichst breit gefächerte Zielgruppe an, wenn er sich an SpielerInnen ab etwa acht Jahren wendet, die auf Nylon- oder Stahl­saiten mit Finger oder Plektrum spielen und (eventuell später) auch die E-Gitarre hinzunehmen wollen.
Am Ende des ersten Hefts mit 60 Seiten ist im einstimmigen Spiel der C-Dur-Tonraum auf den ersten vier Saiten erschlossen, das erste Kreuz eingeführt, ein gutes Dutzend Akkorde gelernt. Als komplizierteste Rhythmen bei den Melodien erscheinen nur Synkopen mit Viertel- und Achtelnoten sowie punktierte Viertel. 30 ergänzende Spielstücke sind in dem Heft Encore! 1 enthalten. Positiv fällt an dieser Schule weiterhin auf, dass fast keine Fingersätze für die linke Hand erscheinen, der Schüler oder die Schülerin also nach Noten spielen muss.
Jedes Stück ist mit Melodie und Akkordsymbolen notiert. Manchmal erscheint eine ausgeschriebene Lehrerstimme, die aber überflüssig ist, da jede Lehrkraft heute verschiedene Begleitungen über vorgegebene Akkordsymbolik spielen kann.
Der Spagat zwingt zu vielen Kompromissen. Es beginnt damit, dass schon auf den ersten Seiten komplizierte Akkordwechsel von G auf D7 verlangt werden und die ersten Melodietöne das h auf der dritten Saite mit dem vierten Finger aufweisen. Beides wird die meisten 8-Jährigen überfordern. Etwas ältere SchülerInnen haben damit weniger Schwierigkeiten. Für die ist aber das Liedgut sowie der Keyboard-Sound der beigelegten CDs etwas zu hausbacken. Wer mit seinen Hörgewohnheiten bei Pop und Rock gelandet ist, mit einer E-Gitarre liebäugelt und daher schon gerne mit dem Plektrum beginnen möchte, wird mit Oh, when the saints, Ist ein Mann in’n Brunn gefalln oder Old Mc Donald wohl keine rechte Übemotivation finden.
Für diese etwas älteren SchülerInnen ist es natürlich gut, dass ein paar rockige Eigenkompositionen des Autors das traditionelle Liedgut erweitern und schon relativ früh das Thema Improvisation angesprochen wird. Aber so halbherzig, wie es hier eingeführt wird, bringt es nicht viel. Sieben Töne werden vorgegeben, die der Schüler durch Glissandi, Vibrati, Umspielungen und Vorhalte im Blues-Schema ergänzen kann. Das ist reichlich viel verlangt, zumal gerade erst die Töne auf der ersten Saite gelernt wurden. Danach erscheint Improvisation erst wieder am Ende des Hefts. Auch andere Lernschritte (Dynamik, angelegter Anschlag, Zupfen von Akkorden) werden kurz eingeführt, aber nicht vertiefend geübt.
Jörg Jewanski