Cardinaux, Michel / Anouck Bécherraz

Superpresto und Moderato besuchen Georg Philipp Telemann / Superpresto und Moderato besuchen George Gershwin

Entdeckungsreisen zur klassischen Musik, Band 1 und 2, jeweils mit CD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Hug, Zürich 2010
erschienen in: üben & musizieren 1/2012 , Seite 54

Die Idee hinter den Büchern um Superpresto und Moderato ist an sich schön: Ein musikinteressierter Junge und seine Katze lernen auf Zeitreisen verschiedene Komponisten und ihr Wirken kennen. Leider erfährt man weder über Telemann noch über Gershwin, die beide in je einem Band besucht werden, tatsächlich viel. Die meisten Informationen gibt es jeweils auf der letzten Seite des Buchs zu lesen, wo sich eine biografische Übersicht beider Musiker befindet.
Allerdings werden von den dort genannten Fakten so gut wie keine in der Zeitreise aufgegriffen. Hier vermischen sich die wirklichen Lebensgeschichten mit allerlei fantastischen Begebenheiten. So wird Telemann zum Beispiel zu seinem Froschkonzert von einem Froschkönig inspiriert, der seine Tochter verheiraten will. Im zweiten Buch ist es Gershwins Fahrer, der Hund Doggy, der der Boss einer Drogenbande ist, die in New York mit Doga-Dola handelt. Der Überfall auf Telemann durch eine Räuberbande und der Umgang der Geschworenen mit dem kriminellen Doggy stehen weit mehr im Vordergrund als das Schaffen der beiden Komponisten, über das man musikgeschichtlich fast nichts erfährt. Auch eingebaute musikalische Finten wie die Namen Super­presto und Moderato oder der Berater des Froschkönigs, der Tritonus heißt, werden nur angerissen, ohne weiter erläutert zu werden.
Beide Bücher lassen einen dramaturgischen Bogen vermissen. Am Anfang des ersten Bandes träumt Superpresto von einer Zauberstimmgabel, die ihm die Zeitreisen ermöglicht. Im zweiten Buch spielt sie keine Rolle mehr, sondern wird durch ein Radio in Form eines Hundekopfes ersetzt, das der Geschichte eine losgelöste Vorgeschichte gibt. Die auf den ersten Seiten als ausgesprochen wichtig angepriesene Superheldenausstattung wird später nie erwähnt, geschweige denn für die Geschichte relevant – und auch den Charakteren mangelt es insgesamt an Lebendigkeit. Jede Geschichte in sich beinhaltet erzählerische Sprünge, die sich nicht erschließen und durch den teilweise fehlenden Sprachfluss noch verstärkt werden.
Auf den CDs werden Werke der Komponisten angespielt. Diejenigen, die in der Geschichte die wichtigste Rolle spielen, sind in ganzer Länge zu hören. Leider ist Superprestos Stimme eine übertrieben kindliche. – Generell ist nur schwer auszumachen, an wel­che Altersgruppe sich die Bücher richten, da die lauten, an Comics angelehnten Zeichnungen, die ge­stalterisch wenig Raum für eigene Entde­ckungen lassen, nicht ganz mit der teilweise schwierigen Sprache übereinstimmen.
Judith Philippa Franke