Castilla-Avila, Augutín
Tamboras y Tambores
für 4 Gitarren und 4 Streichinstrumente (2 Violinen, Viola, Violoncello), Partitur und Stimmen
“Gitarre grenzenlos”, so das diesjährige Motto der Musikschulen Liechtensteins, der Ostschweiz und des Vorarlbergs, die seit 2000 alle drei Jahre das länderübergreifende Musikfestival “Grenzenlos” veranstalten. Darin sollen unter anderem spezielle Aspekte der Musikschularbeit präsentiert werden, wofür im Vorfeld ein Kompositionswettbewerb stattfand. Die Veranstalter erhofften sich so neue, auf die Bedürfnisse der Musikschulen zugeschnittene Spielmusik.
Vier Kompositionen sind schließlich prämiert worden, die allesamt im Hamburger Joachim-Trekel-Musikverlag erschienen. Die etwa zweiminütige Passacaglia Tamboras y Tambores stammt von Agustín Castilla-Avila, einem 40-jährigen Tonkünstler und Gitarristen aus Spanien, der 2013 vom Land Salzburg ein Jahresstipendium für Musik erhielt. “Einrichtungen und den Notensatz besorgte Christoph Jäger”, welcher punktgenau und sehr übersichtlich sowie gut lesbar gedruckt worden ist.
Im Titel sind mit den Tambores zum einen Trommeln gemeint, Tamboras bedeuten zum anderen gitarristisch-perkussive Effekte, bei denen “der Spieler mit dem Daumen auf die Saiten aufklopft, als wären sie das Fell einer Trommel”. Und das nicht nur bei den Gitarren, sondern auch beispielsweise bei der Violine II in T. 13 oder der Viola in T. 21 (“Tambora mit dem Zeigefinger der rechten Hand”). “Aus dieser Idee”, so der ungenannte Verfasser des Vorworts weiter, “entwickelte der Komponist sein Stück, das er dem Gitarrenbauer Peter Bamberger” widmete.
Zwar ist eine Besetzung von je vier Gitarren und vier Streichern vorgesehen, das Stück kann jedoch “in unterschiedlichen Besetzungsvarianten gespielt werden”, die “vom Komponisten nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht” sind. So sei beispielsweise die leichte “Triobesetzung Violoncello, Gitarre 3 und 4 bereits von UnterstufenschülerInnen zu bewältigen. Fortgeschrittene könnten das Stück als Sextett mit Violine 2, Viola, Violoncello, Gitarre 2, 3 und 4 aufführen.” Dabei ist gedacht, das Stück nicht nur einmal, sondern mehrere Male mit den verschiedenen Besetzungen bis hinauf zum Oktett aufzuführen, wofür die Teile attacca aneinandergereiht werden sollen.
Um dem Stück den richtigen Sound zu verleihen, sind einige Saiten an manchen Instrumenten mit Klebepads zu präparieren, um den Klang zu verfremden. Hierfür sind eigens zwei Abbildungen in das erklärende Vorwort gescannt worden. Die Partitur bietet indes noch mehr Effekte wie Flageoletts im Cello, neben dem Schlagen auf den Korpus und auf die Saiten kommen zudem Töne vor, die zwischen Bund und Sattel sowie zwischen Sattel und Saitenbefestigung erzeugt werden, oder das bei GitarristInnen selbstverständliche, sechsstimmige “rasgueado” im Forte als Höhepunkt. Die SchülerInnen werden bei den Aufführungen sicherlich großen Spaß haben.
Werner Bodendorff