Kristen, Richard

Tasten, Töne, Abenteuer. The World at your ­Fingertips

Eine kurze Reise um die Welt für junge Pianisten, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Holzschuh, Manching 2009
erschienen in: üben & musizieren 5/2009 , Seite 60

Kinder und Jugendliche leben klanglich in einer besonderen Welt: Die dauernde Verfügbarkeit jedweder Art von Tonaufzeichnung, noch dazu technisch perfektioniert dargeboten, die Omnipräsenz von Musik – sei es im Computer, Handy, Supermarkt – setzen die eigentlich noch Unerfahrenen einer Dauerberieselung aus, die es schwer macht, einen individuellen und echten, aktiven Zugang zu Musik zu finden. Und auch diejenigen, die immerhin gerne ein Instrument erlernen möchten, leben oft in einer akustischen Umwelt, in der sich das aktive Zurechtfinden schwierig gestaltet und schnell jederlei Mühe abgelehnt wird und man zum nächsten, einfacheren springt.
So ist es ein Glücksfall, wenn ein Komponist eine Sprache spricht, die von seinen Adressaten gleich auf Anhieb verstanden werden dürfte und doch nicht an der Oberfläche verbleibt. Richard Kristen ist dies Zauberstück in seinem Klavierband Tasten, Töne, Abenteuer in klanglich ausgesprochen ansprechender Art gelungen. Die 22 kurzen Klavierstücke sind in sich geschlossene Momentaufnahmen eigenständiger Klangcharakteristika, die die Fantasie anregen und im besten musikalischen Sinne an überschaubaren pianistischen Herausforderungen – nicht ganz konsequent – progressiv die Lust an der Musik und die Fähigkeiten, selber zu Musizieren, schulen und steigern.
Kristen gibt seinen Kompositionen Titel und im Anhang kurze Anmerkungen zu den Stücken, die anregend und motivierend wirken. Als Klavierpädagogin wird man im Einzelfall entscheiden, ob man die Anmerkung vor dem Erarbeiten des Stücks oder später einfließen lässt – schließlich darf man auch seine eigenen Gedanken zu Titeln wie „Sie flirtet“ oder „Zuckerballerina“ haben.
Die vom Komponisten gesetzte Klassifizierung „leicht bis mittelschwer“ wird der umsichtige Pädagoge zu deuten haben, denn die Schwierigkeiten sind oftmals sehr speziell. So ist z. B. für „Zweite Tasse Jasmintee“ schon wegen der Spannung zwischen 4. und 5. Finger bei den Doppelgriffen eine wenn nicht schon etwas größere, so zumindest schon erprobte flexible Hand nötig, sind viele der Fingersatzeintragungen auch sehr anders denkbar und werden sicher flexibel gehandhabt, will das Übergreifen der Hände in „Geheimnisvolle Schritte“ geübt sein. Auch die Pedalisierung in vielen der Kompositionen erfordert Sorgfalt beim Einstudieren und ist klanglich auch im Hinblick auf das präzise Aushören überdenkenswert.
Dies sind jedoch Kleinigkeiten, die beim Musizieren der wirklich ansprechenden und überwiegend auch sehr gut liegenden Stücke von einer sensiblen Lehrkraft mit ihren SchülerInnen gelöst werden. Die Kompositionen machen Lust auf mehr und sind auch als Vortragsstücke gut geeignet: Einen Eindruck über die vom Komponisten intendierte Klanggestaltung kann man sich durch die beiliegende CD machen.
Christina Humenberger