Gershwin, George

The Great Songs

arranged for woodwind quintet by Ernst-Thilo Kalke, Vol. I und II

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Walhall, Magdeburg 2011
erschienen in: üben & musizieren 1/2013 , Seite 59

Zielgruppe dieser Ausgaben sind wohl – hier kann man nur vermuten, denn es gibt weder Vorwort noch einen Begleittext – unter anderem professionelle MusikerInnen, „die zur Abwechslung und Entspannung auch gerne unterhaltende Stücke spielen“ wollen, „ohne dabei aber direkt ins Triviale abzusteigen“, so eine Formulierung im Internet (www.mvheck.de/Der_Verlag/bio­grafien.html) zu den Intentionen Ernst-Thilo Kalkes für seine Bearbeitungen.
Ernst-Thilo Kalke (Jahrgang 1924) ist ausgebildeter Oboist, was er zusammen mit Klavier und Komposition in Stuttgart studierte. Eine Vielzahl von Arrangements und Eigenkompositionen für verschiedene Besetzungen, sehr viele für Blechbläserformationen, liegen von ihm vor. Die nun erschienenen Hefte beinhalten bekannte Titel von Gershwin wie Somebody loves me, Embraceable you, Love is here to stay,
I got Rhythm, Someone to watch over me, The Man I love oder Swanee (Vol. I) sowie Strike up the Band, Theme from Rhapsody in blue, Summertime, ’s Wonderful, Oh Lady, be good!, Who cares oder I’ve got a crush on you (Vol. II). Im selben Verlag sind diese Titel auch in einer Bearbeitung für Streichquartett erhältlich.
Die zwei Bände beinhalten jeweils die Stimmen und eine Partitur. Der Druck ist übersichtlich und gut lesbar, weist allerdings in einigen der Stimmen noch Druckfehler auf. Im „Selbstversuch“ mit Quintett haben wir festgestellt, dass die Arrangements den richtigen Pep vermissen lassen. Harmonik und Rhyth­mus reichen nicht an die Originale heran. Das, was Gershwins Musik ausmacht, haben wir vergeblich gesucht.
Mit ein Grund hierfür kann auch sein, dass die Werke verkürzt sind – sie umfassen pro Einzelstimme in der Regel eine Seite –, auch die Arrangements sind teilweise dünn instrumentiert. Eine zusätzliche Schlagzeugstimme könnte sicher einiges verbessern, es ist aber auch klar, dass ein zusätzliches Instrument vieles erschweren würde, abgesehen davon, dass es sich nicht mehr um ein reines Holzbläserquintett handelte.
Die Werke sind wahrscheinlich nicht nur für professionelle MusikerInnen gedacht, auch SchülerInnen werden angesprochen. Hier muss man allerdings Vorsicht walten lassen: Die Stimmen liegen gerade für SchülerInnen der Mittelstufe in nicht einfachen Lagen, rhythmisch geht es teilweise recht vertrackt zu. Hier nun ist die Kürze der Stücke eine Hilfe, man kann sich durchaus erst einmal nur an eines heranwagen, das noch nicht zu schwierig ist, und mit wachsendem Können des Ensembles das Repertoire an Gershwin-Klassikern erweitern.
Wer seinen SchülerInnen gerne die Werke dieses großartigen Komponisten näher bringen und zudem das Rhythmusgefühl schulen möchte, ist mit den zwei Heften gut bedient. Besser wäre es allerdings für das Verständnis, wenn die SchülerInnen die Musik schon kennen und darauf auf­bauen, sonst wird es lange dauern, bis sie Strukturen erkennen.
Sibylle Wähnert