Tiedemann, Gunther

The Groove Cello ­ConneXion / The Groove String ConneXion

12 Stücke für Celloensemble / Streicherensemble, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2015
erschienen in: üben & musizieren 2/2018 , Seite 57

Wie begeistert man SchülerInnen für das Ensemblespiel? Cellist und Komponist Gunther Tiedemann (*1968), der sich auf „Streicher(-Ensembles) und Populäre Musik“ spezialisiert hat, zeigt dies eindrucksvoll in seinen beiden Bänden The Groove Cello ConneXion und The Groove String ConneXion. Er hat sich zum Ziel gesetzt, mit reinen Streicher­besetzungen die Musik auch ohne Rhythmusgruppe zum Schwin­gen zu bringen.
Stiltypische Artikulationen und Phrasierungen, perkussive Elemente sowie Spieltechniken, die zum Beispiel von Bass oder Gitarre inspiriert sind, werden dabei auf die Streichinstrumente übertragen. Das braucht zugege­benermaßen einige Übung und erfordert, sich mit der Thematik eingehend zu beschäftigen.
Die beiliegenden CDs sind dabei eine große Unterstützung. Sie enthalten das Notenmaterial und Audiodateien aller Stücke, die von Tiedemanns Eigenkompositionen bis zu Arrangements von Go down Moses oder Pink Panther reichen. Zu jedem Track finden sich detaillierte Beschrei­bun­gen. Besonders die Videos helfen, sich mit den Spieltechniken populärer Musik vertraut zu machen.
„Aktive Pausen“ beispielsweise, bei denen der Bogen auf die Saite gesetzt wird, dienen mit ihrem genau definierten Ende des Tons als Orientierung im Zusammenspiel. „Claps“, sogenannte Griffbrettklatscher und andere Percussionelemente wie das Klopfen auf Decke oder Zarge sorgen für Groove und Rhythmus. Musikalische Effekte werden unter an­derem durch „Shakes“, schnelle kleine Glissandi auf und ab um die notierte Tonhöhe herum, erzeugt.
Die Besetzung der Streicher­ensembles lässt sich individuell anpassen: ob Streichtrio, Celloquartett oder Streichorchester; dank der ergänzenden Stimmen im Band String ConneXion sind auch Besetzungen, die man im klassischen Verständnis als unausgewogen bezeichnen würde, denkbar.
Gunther Tiedemann bezeichnet die Erarbeitung der populären Stücke als eine Art „Bastelprozess“: Zunächst erschließt man sich mit Hilfe einer Rhythmussprache die Rhythmen. Anschließend wird nach Noten musiziert. Dabei sind auch innerhalb des Ensembles ganz unterschied­liche Schwierigkeitsstufen möglich. Der musikalische Ablauf der Kompositionen, wie etwa die Anzahl der Wiederholungen oder Soloteile, kann ebenso speziell nach eigenen Wünschen gestaltet werden. Mutige InstrumentalistInnen können sich auch an improvisierte Soli wagen! Hierzu stehen einige Notenbeispiele und Tipps, an denen man sich bei der Improvisation orientieren kann, bereit.
Gunther Tiedemann bringt mit seinen beiden Bänden Schwung in die Streicherliteratur und trifft mit der populären Stückauswahl sicher besonders den Geschmack von SchülerInnen.
Anna Catharina Nimczik