Nastoll, Corina
Üben geht klar!
Effizient und mit Freude üben
Corina Nastoll schreibt in dieser Ausgabe von „üben & musizieren spezial“ aus der Praxis für die Praxis. Langatmige wissenschaftliche Exkurse vermeidet sie wohlweislich, vielfältige praktische Tipps sind stattdessen in großer, aber wohlsortierter und übersichtlicher Anzahl zu finden. „Schülerinnen und Schüler empathisch fördern“ möchte die Autorin, möchte ergründen und erklären, wie „Übe-Unlust überwunden werden kann und Momente voller Inspiration, Neugierde und Erfolgserlebnisse entstehen“ – so beschreibt sie es im Vorwort. Als erfahrene Flötistin und Instrumentalpädagogin hat sie sich intensiv mit dem Thema Üben beschäftigt und man spürt beim Lesen, dass ihr jeder Tipp, jede Erklärung wichtig ist.
Man kann das Heft ohne großen Zeitaufwand von Anfang bis Ende durchlesen oder kapitelweise kennen lernen. Kennt man den Inhalt, ist es im Anschluss einfach, sich die entsprechenden Kapitel, die farbig hinterlegten Kästen oder den passenden QR-Code für sein individuelles instrumentalpädagogisches Anliegen herauszusuchen.
Erfahrene Instrumentallehrkräfte haben mit Sicherheit von den meisten Erläuterungen, Tipps und Ideen, die Nastoll hier vorstellt, schon gehört, werden vieles davon in der täglichen Berufspraxis regelmäßig einsetzen – und haben nun zugleich ein umfassendes Kompendium, das eine große Menge an Informationen und Tipps auf wenigen Seiten bietet. Zusätzlich hat Corina Nastoll einige Fragebögen für die SchülerInnen erstellt. Möglicherweise nutzt die erfahrene Lehrkraft bereits eigene Fragebögen, kann sich aber von Nastolls Blättern durchaus inspirieren lassen.
Bei der Analyse von Übe-Unlust kommt Nastoll zu folgenden Antworten: Zeitprobleme, Rahmenbedingungen zuhause, psychosoziale Ursachen und Unterrichtsgestaltung seien die vier Gründe. Diese Gründe werden im Verlauf detaillierter aufgeschlüsselt. Jene SchülerInnen jedoch, die wenig Lust auf ein Instrument haben, oder gar die kleinen JeKits-Kinder (zweite bis vierte Klasse), die ihre spärliche Freizeit zwischen Schule und Schlafengehen nun auch noch mit dem Üben eines Instruments ausfüllen sollen, hat Corina Nastoll nicht ausdrücklich berücksichtigt.
Übepläne sollen nicht als Kontrollmittel der Lehrkraft, sondern als Hilfsmittel für die SchülerInnen eingesetzt werden, betont Nastoll, und macht damit eine sehr wichtige Aussage. Überhaupt wünscht sie sich ein „vertrauensvolles, wertschätzendes Verhältnis zwischen Lehrkraft und SchülerIn“. Ein paar Bewegungs- und Entspannungsübungen, Anleitungen zur verbalen „Warmen Dusche“, kurze Definitionen von Achtsamkeit und Selbstwirksamkeit runden die Texte ab.
Viele Literaturhinweise und eine Menge QR-Codes mit Links zu Zeitschriften, Podcasts und Videos bieten weiteres interessantes Material anderer AutorInnen. Auch erwachsene InstrumentalschülerInnen und deren möglicherweise etwas andere Art zu Üben erklärt Nastoll anschaulich und mit Fachkenntnis.
Heike Eickhoff