Busch, Barbara
„Unser Ziel muß ein harmonischer Mensch sein…“
Eduard Drolshagens „Gedanken zur ersten Geigenstunde“ (1931)
Fritz, der heute vielleicht Julian heißen würde, kommt entschlossen zu seiner ersten Geigenstunde. Weit und breit ist kein Elternteil zu sehen – keine Mutter, die das Kind begleitet, womöglich sein Instrument trägt und interessiert das Gespräch mit der Lehrkraft sucht. Dafür aber ein Lehrer, der seine ganze Aufmerksamkeit auf den neuen Schüler lenkt und sich in die Gefühls- und Gedankenwelt eines Achtjährigen hineinversetzt. Wie mag das Kind „aus sich heraus an das Instrument“1 herangehen? Der Lehrer ermuntert es, „seine Künste auf der Geige vorzuspielen“.2 In der Annahme, dass die dabei gewählten „scherzhaften Worte“3 keinen ironischen Unterton haben, begegnet der Lehrer dem Schüler mit Wertschätzung und Vertrauen. Die vor rund 90 Jahren verfassten „Gedanken zur ersten Geigenstunde“ sind bemerkenswert, laden sie doch unmittelbar ein, sowohl über Kommunikation im Musikunterricht als auch über die Gestaltung von Anfangsunterricht (nicht nur) mit Kindern nachzudenken. Mittlerweile liegen zahleiche Veröffentlichungen zu diesen Kernthemen der Instrumentaldidaktik vor.4
1 Drolshagen, Eduard: „Gedanken zur ersten Geigenstunde“, in: Bücken, Ernst (Hg.): Handbuch der Musikerziehung, Potsdam 1931, S. 364 f., hier: 364.
2 ebd.
3 ebd.
4 vgl. z. B. Mahlert, Ulrich: „Kommunikation im Unterricht“, in: Busch, Barbara (Hg.): Grundwissen Instrumentalpädagogik. Ein Wegweiser für Studium und Beruf, Wiesbaden 22021, S. 193-217 sowie Dartsch, Michael: „Üben im Vorschul- und Grundschulalter“, in: Mahlert, Ulrich (Hg.): Handbuch Üben. Grundlagen, Konzepte, Methoden, Wiesbaden 2006, S. 205-228.
Lesen Sie weiter in Ausgabe 4/2023.