Braun, Karoline / Hiltrud Kummer / Ulrike Seiling

Vier beginnt

Die Streicherschule für den Klassen- und Einzelunterricht, Lehrerband / Klavierband / Schülerheft Violine / Bratsche / Cello/ Kontrabass

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2007
erschienen in: üben & musizieren 4/2008 , Seite 59

Alle sind sich einig, dass in einem sinnvollen Englischunterricht Englisch gesprochen werden muss und in einem zielführenden Mathematikunterricht gerechnet werden sollte. So ist die Forderung nach einem Musikunterricht, in dem musiziert wird, nur allzu verständlich. Vier beginnt ist eine Materialsammlung für den Streicherklassenunterricht in der Grundschule mit je einem Schülerheft für Geige, Bratsche, Cello und Bass, einem Klavier- und einem Lehrerband. Als Erweiterung der Methode von Paul Rolland haben in dieser Konzeption neben dem Erlernen der Technik des Instruments auch das Rhythmustraining, die Stimmbildung, die Solmisation als Gehörschulung und die Musiklehre einen hohen Stellenwert.
Der übersichtlich gestaltete und informative Lehrerband führt in diese Inhalte grundlegend ein, präsentiert Unterrichtsvorschläge und enthält zusätzlich Themen wie Unterrichtsorganisation und Planung, sinnvolle Vorschläge für die inhaltliche Gestaltung und wertvolle allgemeine pädagogische Hinweise zur Arbeit mit Gruppen. Für die Vermittlung der instrumentalen Technik werden gut anwendbare Methoden zur Verfügung gestellt. Hier sind besonders die ansprechenden und entwicklungspsychologisch adäquaten Vorstellungshilfen für das Bewegungslernen zu erwähnen, die für alle StreicherlehrerInnen interessant sind. Schön ist das von den Autorinnen vermittelte positive Schülerbild und die vielen Tipps, wie Lehrende durch aufbauendes Feedback die SchülerInnen motivieren können. Die vielen Anregungen für Musiziersituationen leisten da sicher ihren Beitrag.
Im Klavierband gibt es zu den vorwiegend von Karoline Braun abwechslungsreich komponierten Stücken mit netten Texten jeweils ein umfassendes Stundenbild. Die musikalisch sinnvoll gesetzten Klavierbegleitungen zu den überzeugenden Stücken sind auch von „PflichtfachpianistInnen“ gut zu bewältigen. Von den Illustrationen in den Instrumentalheften werden die Kinder begeistert sein. Sie sind äußerst geschmackvoll, detailverliebt und spiegeln, dezent eingesetzt, die Inhalte der jeweiligen Aufgaben. Kleine Zeichen wie z. B. der immer wiederkehrende Werkzeugkasten für neue Aufgaben werden von Kindern geliebt, genauso das Puzzle oder die Rhythmuskarten.
Dieses Werk macht Lust und Mut in Klassen zu unterrichten. Warum die Instrumentalhefte auch für den Einzelunterricht angeboten werden, ist unverständlich. Denn für den Einzelunterricht werden in diesem Werk Unterrichtsinhalte wie die Improvisation, die Arbeit an musikalischem Ausdruck und das eigene Erfinden von Musik zu wenig berücksichtigt. Vermutlich hat die geplante Zweigleisigkeit für den Einzel- und Klassenunterricht auch dazu geführt, dass die vier Instrumente fast immer einstimmig spielen. Hier ist leider ein großes musikalisches Potenzial des Klassenunterrichts ausgelassen worden. Und bevor die Verfasserinnen die kühne Behauptung aufstellen, dass Vier beginnt „die Aspekte der Instrumentalpädagogik erstmals konsequent mit Inhalten und Methoden der Elementaren Musikerziehung verknüpft“, hätten sie den Markt studieren sollen. Bereits für mehrere Instrumente sind Unterrichtsmaterialien erschienen, die diesen Anspruch haben und ihm auf höchstem Niveau genüge tun.
Bianka Wüstehube