Poelman, Ronald

Vogel Wunschfrei

Eine moderne Fabel in Musik und Bild für eine/n sprechende/n Pianistin/en oder Klavier und Sprecher/in, Text: Gisela Kossel, Illustrationen: Alexandra Fink, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Nepomuk, Basel 2009
erschienen in: üben & musizieren 5/2010 , Seite 59

Mit wunderbarer Leichtigkeit kommt dieses kurze Klaviermärchen daher. Der Vogel, der aufgrund seines schönen Gesangs drei Wünsche frei hat, wird mit dem goldenen Käfig und dem prächtigen Federschmuck, der ihm aber die Singstimme nimmt, nicht glücklich. Erst als er im dritten Wunsch begehrt, der zu sein, der er wirklich ist – „wunschfrei“ –, kehren Freiheit, Musik und Glück zu ihm zurück.
Der aus den Niederlanden stammende, in Oldenburg lebende und lehrende Ronald Poelman hat diese Parabel von der Selbstbescheidung in einfachem zwei-, gelegentlich dreistimmigem Satz vertont. Er lässt den Vogel in fröhlichen D-Dur-Passagen jubilieren, die Käfigstäbe werden durch starre Tonwiederholungen symbolisiert, die Trauer über den Verlust der Stimme drückt sich in einer gefühlvollen fis-Moll-Kantilene aus und der Traum von der früheren Gesangskunst in debussyhaften Ganztonterzen – alles mit Geschmack und ohne jede Geschwätzigkeit formuliert.
Das seltene Genre der sprechenden Pianistin bzw. des Klavier spielenden Erzählers erhält mit diesem Stück einen überzeugenden Zuwachs. Die koordinativen Anforderungen halten sich dabei in Grenzen, weil die kurzen Spracheinwürfe meist in Fermaten oder Pausentakte fallen, was ja auch aus akustischen Gründen sinnvoll ist. Als Zuhörende kann man sich Kinder schon im Kindergartenalter vorstellen, als InterpretInnen am Klavier nicht nur Erwachsene, sondern bereits Jugendliche der unteren Mittelstufe, zumal die Rolle des Sprechers bzw. der Sprecherin auch durch eine andere Person wahrgenommen werden darf. Auf einer beigefügten CD spielt der Komponist den Klavierpart jeweils zu einer deutschen, französischen, englischen und niederländischen Fassung.
Rainer Klaas